Vor ziemlich genau acht Wochen habe ich mich für den 10. Tamarindo Beach Marathon angemeldet. Die Halbmarathon-Distanz sollte es werden und meine persönliche Bestzeit (1:59:03) aus dem Jahr 2014 sollte endlich unterboten werden.
Ein geeigneter Trainingsplan war rasch aufgestellt. Davor bereits dreimal wöchentlich im Laufschritt unterwegs, erhöhte ich die Anzahl meiner Lauf-Aktivitäten auf vier Einheiten pro Woche.
Herausforderung: Laufend Reisen
Rasch wurde auch klar, dass ein sinnvolles Wettkampftraining auf einer Weltreise einige Herausforderungen mit sich bringt, mit denen man zu Hause nicht zu kämpfen hat. Um nur einige wenige zu nennen: ständige Location-Wechsel, 20-stündige Busfahrten, ständig neue Strecken, gesunde und abwechslungsreiche Ernährung etc.
Bei Zeiten werde ich mal einen Beitrag zu diesem Thema schreiben, dann gibt es zu Hause keine Ausreden mehr, wenn der Park direkt vor der Haustüre liegt und nach dem Lauf der eigene Kühlschrank mit vernünftigen Essen auf einen wartet.
Panik kurz vor dem Lauf
Eineinhalb Wochen vor dem Lauf, als wir noch in Nicaragua unterwegs waren, begann plötzlich die Nase zu laufen und er Hals zu kratzen. Gegengesteuert wurde neben ruhigeren Tagesabläufen, mit so ziemlich jedem Hausmittel, das wir auftreiben konnten: inhalieren von Salzwasser, verschlingen von Unmengen an rohen Knoblauch, Ingwertee mit Zitrone und selbstgebrauten Hustensaft bestehend aus Zwiebeln und Honig! Vor allem der Verzehr von letzterem benötigt Überwindung – aber anscheinend hat es geholfen!
Meine erste (und vermutlich letzte) Pasta-Party
Neben der Startnummer inkl. Chip für die Zeitmessung gab es noch allerhand „Goodies“ – allen voran ein Lauf-Shirt und Flip-Flops. Außerdem wurde am Tag vor dem Lauf zu einer Pasta-Party geladen – gemeinsames „Carbo-Loading“ quasi.
In Österreich habe ich derartige Veranstaltungen im Vorfeld eines Wettkampfes bisher bewusst gemieden: stressiges Gedränge und Massenabfertigung für um die 10 Euro Aufpreis – nein danke!
Hier war genannte Veranstaltung jedoch im Startgeld inkludiert. Nach österreichischer „Solaungs nix kost“-Manier wagten wir den Feldversuch und siehe da: Gedränge, Plastikbesteck, Plastikteller, Nudeln mit Tomatensauce aus dem Kübel und allerhand Softdrinks.
In Zukunft kommen die Vorabend-Kohlenhydrate definitiv wieder stressfrei zu Hause auf den Tisch!
Halbmarathon!
In Costa Rica ist es heiß, sehr heiß! Darum war der Start für die Halb- und Marathondistanz auf 4:30 Uhr festgesetzt. Die Nacht viel äußerst kurz aus und der Wecker kannte kurz vor 2 Uhr keine Gnade. Gut so, immerhin musste noch gefrühstückt werden.
4:25 Uhr – nach einer viertel Stunde Einlaufen fand ich mich auch schon im Startbereich wieder. Den Countdown stellte ein dreiminütiges Feuerwerk dar, währenddessen mir vieles durch den Kopf schoss. Neben dem Gedanken an eine neue persönliche Bestzeit und dem insgeheimen Wunsch endlich die 1 Stunde und 50 Minuten-Marke zu knacken, war es vor allem Dankbarkeit: Dankbarkeit, dass wir bereits seit fünf Monaten auf Weltreise sind und wir jetzt schon unendlich viele tolle Momente erlebt haben, wunderschöne Orte sehen und interessante Leute kennen lernen durften. Und jetzt stehe ich da, „pumperlgsund“, im an das karibische Meer grenzenden Costa Rica, der Nachthimmel dank Feuerwerk taghell erleuchtet und gleich werde ich einen Halb-Marathon laufen.
Mit dem Startschuss setzte sich die Meute in Bewegung. Startblöcke hab es keine, grob geschätzt würde ich auf gerade einmal zweitausend Teilnehmer tippen. Die Strecke an sich lässt sich als alles andere als „schnell“ klassifizieren: bis zum Sonnenaufgang lag die Strecke größtenteils im Dunklen, dutzende Schlaglöcher wollten zum Stolpern verleiten und 170 positive Höhenmeter mussten absolviert werden. Da der Start auch gleichzeitig das Ziel darstellte, musste die genannte Anzahl an Höhenmetern auch wieder bergab gelaufen werden.
Kilometer 10 und der unmittelbar dahinterliegende Umkehrpunkt waren trotz der Höhenmeter schnell erreicht. Ein kurzer Blick auf die Uhr: 51 Minuten und 47 Sekunden – entspricht einem Pace von: 5:11. Beste Voraussetzungen, um sowohl eine neue persönliche Bestzeit, als auch das hochgesteckte Ziel die 1:50-Marke zu unterbieten, zu erreichen.
Ab Kilometer 13 wurde die zweite Hälfte aber zur Tortur: anstatt wie geplant einen Gang hochzuschalten, musste ich ein wenig Tempo herausnehmen. Die bisherigen schnellen Kilometer, gepaart mit den Anstiegen forderten nun ihren Tribut und verwehrten einen Zieleinlauf unter 1:50:00.
Für eine neue persönliche Bestzeit hat es aber gereicht! Mittlerweile sind die exakten Ergebnisse seitens Veranstalter online gestellt worden: 1 Stunde 57 Minuten 59 Sekunden. Trotz Höhenmeter die persönliche Bestzeit um eine Minute unterboten.
Mitstreiterin
Tanja, die uns aktuell Gesellschaft während unseres dreiwöchigen Aufenthalts in Costa Rica leistet, zählt Laufen ebenso zu ihren Hobbies und hat die 10-Kilometer-Variante absolviert. Durch den – um eine halbe Stunde zeitversetzten – Start kamen wir relativ zeitgleich ins Ziel. Eine anschließende Abkühlung im Pazifik stand noch vor dem zweiten Frühstück am Programm!
Nach dem Lauf ist vor dem Lauf
Neue persönliche Bestzeit: Yeah! Mein Ziel die 1:50:00er-Marke zu unterbieten will aber nach wie vor erreicht werden. Die kommenden Tage steht nun erstmal eine Regenerations-Woche mit geringeren Trainingsumfängen am Programm, aber dann wird nahtlos am Training für den nächsten Lauf angeknüpft, denn der nächste Wettkampf kommt eher, als man denkt! Mehr dazu in Kürze, bei uns gibt´s jetzt erstmal eine Pizza als Belohnung! Bis bald!