Einiges haben wir schon erlebt in Vietnam. Nach unserer Ankunft in Hanoi hat es uns in die hochgelegene Stadt Sapa und auf den Fansipan – den höchsten Berg Vietnams – gezogen. Anschließend wollten wir eigentlich weiter zur Halong-Bucht, aber eine Lebensmittelvergiftung setzte uns ungewollt ein paar Tage außer Gefecht.

Wieder zu Kräften gekommen, flogen wir in den Süden des Landes – nach Ho Chi Minh City, um uns von hier anschließend den Weg quer durchs Land – zurück nach Hanoi – zu bahnen.

Ho Chi Minh City oder Saigon?

Ho Chi Minh City (abgekürzt: HCMC) ist die größte Stadt und zugleich das wirtschaftliche Zentrum Vietnams.

Bis 1976 wurde die Stadt jedoch Saigon genannt und war die Hauptstadt Südvietnams. Nach dem 20 Jahre andauernden Vietnamkrieg, bei dem schlussendlich Nordvietnam einen Sieg über Südvietnam errang, übernahm Hanoi die Rolle der Hauptstadt und Saigon wurde im Zuge der Wiedervereinigung zu Ehren des früheren Präsidenten von Nordvietnam Ho Chi Minh in HCMC umbenannt.

Wie bereits im vorangegangenen Blogbeitrag beschrieben, wird Ho Chi Minh im gesamten Land als Nationalheld verehrt. Immer wieder trifft man auf Statuen, die ihm zu Ehren errichtet wurden. Neben dem offiziellen Namen Ho Chi Minh City wird Saigon immer noch parallel als Stadtbezeichnung verwendet – beispielsweise bei Zugverbindungen.

Neben einigen Sehenswürdigkeiten stand für uns zudem der HCMC-Marathon am Programm.

Hội An

Den nächsten Halt auf unserer Reise quer durch Vietnam legten wir in Hội An ein – einer kleinen Küstenstadt, die am südchinesischen Meer liegt. Die Anreise – egal ob per Flugzeug, Bus oder Zug – erfolgt immer über Đà Nẵng, einer wesentlich größeren Stadt, die ca. 30km entfernt liegt.

Hội An versprüht einen ganz besonderen Charme, wodurch man sich sofort sehr wohl fühlt: kleine Häuser, enge Gassen und vor allem kein ständiges Gehupe, da die Innenstadt für Autos gesperrt ist. Highlight ist die zum UNESCO Weltkulturerbe zählende Altstadt – die während des Vietnamkriegs gänzlich verschont geblieben ist.

Durch die Stadt schlängelt sich der Thu Bon-Fluss, an dessen Promenaden sich morgens gut laufen und abends gut essen gehen lässt.

In diversen Foren haben wir vorab gelesen, dass sich Langzeitreisende hier oftmals eine längere Auszeit gönnen. Hätten wir für Vietnam keinen straffen Zeitplan gehabt, hätten wir vermutlich das gleiche getan.

Hội An gilt übrigens auch als Hochburg der Textil- und Schuhindustrie. Dutzende Schneider bieten hier die Möglichkeit, sich Anzüge & Co. maßschneidern zu lassen – und das zu ungefähr einem Drittel des Preises, den man in Österreich berappen müsste. Da Dominik ohnehin mit leichtem Gepäck zu uns gestoßen ist, haben auch wir spontan die Gelegenheit beim Schopf gepackt.

Huế

Weiter ging es nach Huế, einer bedeuteten Universitätsstadt Vietnams. Huế war im 19. Jahrhundert die Hauptstadt Vietnams und zu Zeiten der Nguyễn-Dynastie die Residenz des Kaisers. Diese Residenz ist das große Highlight der Stadt. Auf einer quadratischen Grundfläche wurde eine 10 Kilometer lange Mauer errichtet, umgeben von einem 20m breiten Wassergraben.

Innerhalb dieses Areals wurde eine Zitadelle errichtet, die der kaiserlichen Familie sowie einigen ranghohen Regierungsmitgliedern vorbehalten war. Während des Vietnamkrieges wurden viele Gebäude und Mauern zerstört, einige davon wurden jedoch inzwischen rekonstruiert.

Phong Nha Nationalpark

Erstmal genug Städtekunde betrieben, zog es uns wieder in die Natur – genauer gesagt in den Phong Nha Nationalpark, der für seine unzähligen Höhlen bekannt ist. Hier befindet sich auch die erst 2009 erforschte Sơn-Đoòng-Höhle, die mit einer Höhe von 250 Metern als die derzeit größte Höhle der Welt gilt – zum Vergleich: der Stephansdom in Wien ist gerade einmal 136 Meter hoch!

Die Sơn-Đoòng-Höhle wurde erst 2013 für den Tourismus freigegeben. Aufgrund ihrer Abgeschiedenheit dauert der Zustieg durch den dichten Dschungel jedoch mehrere Tage. Das erklärt auch die hohen Kosten für eine derartige Tour – die sich im höheren vierstelligen US-Dollar Bereich bewegen.

Zum Glück gibt es jedoch einige Höhlen, die man um Welten günstiger erkunden kann. Wir haben uns für die Phong Nha-Höhle – die man nach einer ca. dreißigminütigen Bootsfahrt erreicht – und für die Paradise Cave entschieden.

In beiden Höhlen wurden Holzstege gebaut und die Wände bzw. Decken sind mit Scheinwerfern ausgeleuchtet. Zwar können diese beiden Höhlen punkto Abenteuer-Feeling nicht mit der unerschlossenen Sơn-Đoòng-Höhle mithalten, jedoch offenbaren die vielen riesigen Scheinwerfer – im Vergleich zu den kleinen Lichtkegeln der Stirnlampen – erst die ganze Schönheit der von Mutter Natur geschaffenen Felsformationen.

Eine Zugfahrt, die ist lustig, eine Zugfahrt, die ist schön!

Zugfahren in Vietnam. Viel haben wir im Vorfeld darüber gelesen, jetzt war es allerhöchste Eisenbahn es selbst auszuprobieren. Unweit vom Nationalpark Phong Nha liegt Đồng Hới, direkt auf der Verbindungslinie von Saigon nach Hanoi.

Überraschend pünktlich fuhr die vietnamesische Version eines Railjets ein. Neben ein paar Schlafwagons für die besonders Motivierten, die die gesamte Strecke von Saigon nach Hanoi in einem Satz bestritten, gab es Großraum-Wagons der Kategorien „Hard-Seats“ und „Soft-Seats“.

Erstere sind günstiger, jedoch ist der Name Programm und es stehen den Passagieren ausschließlich ungepolsterte Holzbänke zur Verfügung. Da die Fahrt elf Stunden dauern sollte, griffen wir zur Luxus-Version: Soft-Seats.

Obwohl elf Stunden im Zug erstmal sehr lange klingen, braucht man in Vietnam nur bedingt Ablenkung durch Kindle & Co – es gibt nämlich alle paar Minuten etwas Neues zu „erleben“: zum Beispiel wird ständig irgendwo – warum auch immer – mit Freisprecheinrichtung telefoniert bzw. herumgeschrien, in regelmäßigen Abständen werden Wagerl mit einer nicht näher definierbaren kochenden Brühe durch die Wagons geschoben und selbst Toilettengänge werden ungeniert aber routiniert in leere Plastikflaschen erledigt.

Das Ende und die überraschende Wende!

Irgendwie haben wir die elfstündige Zugfahrt dann doch überstanden und sind wieder gut in Hanoi angekommen. Für Dominik war es das Ende, seines dreiwöchigen Urlaubs und für Eva und mich stand ebenso ein Länderwechsel an.

Ursprünglich haben wir noch mit ein paar Wochen Taiwan geliebäugelt, jedoch sind wir über einen sehr günstigen Flug zurück nach Europa gestolpert und haben so gleich die Gelegenheit beim Schopf gepackt.

Langsam aber doch geht es nämlich dem Ende unserer Weltreise entgegen! Über 9 Monate sind wir nun bereits unterwegs und das verbliebene Reisebudget schmilzt unaufhaltbar dahin.

Um besser skalieren zu können und nicht am Schluss kurzfristig einen überteuerten Rückflug buchen zu müssen, machen wir somit die nächsten eineinhalb Monate noch Osteuropa unsicher!