Die ersten 7 Tage sind vorüber und Lima, die erste Großstadt und eigentlicher Ausgangspunkt unserer Weltreise, haben wir bereits vorgestern hinter uns gelassen. Obwohl bisher kein Tag dem anderen glich, hält schön langsam eine gewisse Gewohnheit Einzug. Wobei ich nicht sicher bin, ob Gewohnheit das richtige Wort ist, eher Gelassenheit – Gelassenheit Dinge hinzunehmen und teilweise auch einfach mal zu schauen was passiert. Ein Umstand der mir anfangs ein wenig Kopfzerbrechen bereitete.

Ich werde euch nicht vorrangig mit Sehenswürdigkeiten zuschreiben, die ohnehin in jedem x-beliebigen Reiseführer zu finden sind – zumal wir so einen gar nicht besitzen – sondern werde versuchen meine persönlichen Eindrücke der ersten Tage wiederzugeben.

Die Faustregel

„Mit Englisch kommt man nicht weit!“ so lautet die gängige Aussage, die in jedem Internetforum zu lesen ist. Richtig glauben konnte – oder vielmehr wollte – ich das im Vorfeld aber nicht. So habe ich die ersten Tage diverse Leute – von Supermarktverkäufer über Busfahrer bis hin zu Security-Mitarbeiter – auf Englisch angequatscht und teilweise Dinge gefragt, die wir ohnehin schon wussten. Mittlerweile würde ich die oben angeführte Aussage jedoch bereits teilweise unterstreichen. Mal abgesehen vom Personal in den Hostels, spricht kein Mensch Englisch, überall wird ausschließlich Spanisch gesprochen. Irgendwie kommt man aber schlussendlich mit viel Geduld und unter zu Hilfenahme von Händen und Füßen doch durch.

So habe ich die nicht ganz ernst gemeinte Faustregel aufgestellt, dass alles einigermaßen ähnlich wie zu Hause funktioniert, nur dass alles doppelt so mühsam ist und mindestens fünfmal so lange dauert. Gegen Ersteres hilft die Landessprache ungemein und so verbringen wir mehr und mehr Zeit damit, um Spanisch zu lernen. Auch wenn wir noch meilenweit von der Möglichkeit eine konstruktive Unterhaltung zu führen entfernt sind, so funktioniert es mittlerweile, dass wir beispielsweise mit dem Taxifahrer den Preis aushandeln oder in den Restaurants auf den ausschließlich auf Spanisch verfassten Speisekarten eine Auswahl treffen können.

Gegen Zweiteres hilft ausschließlich Gelassenheit. Man gewöhnt sich schnell daran, dass jede Aktion im gemächlichen Tempo durchgeführt wird. Wo beispielsweise zu Hause sofort um „a zweite Kassa bitte!“ geschrien wird, wird hier die für unsere Verhältnisse lange Wartezeit einfach hingenommen und getratscht. Oder beim Essen gehen, wo zu Hause die Tabletts regelrecht überladen werden, wird hier Glas für Glas, Getränk für Getränk, Besteck, Sauce für Sauce, Hauptspeise für Hauptspeise – alles einzeln und immer mit Wartezeit zum vorhergehenden gebracht. Hier ist auch Körperbeherrschung gefragt, damit man nicht zum Lachen anfängt. Hektik? Fehlanzeige! Das zieht sich durch den gesamten Alltag. Wobei, nicht ganz. Eine Ausnahme gibt es dann doch: die Taxi- und Busfahrer, die allesamt ehemalige Formel-1 Piloten gewesen sein müssen.

Kurz und kompakt: die To-do-Liste für Lima!

Miraflores

Startpunkt unserer Weltreise war Lima, die Hauptstadt Perus, die alleine mehr Einwohner zählt als gesamt Österreich. Die ersten Tage haben wir in Miraflores verbracht, einem der 43 Bezirke von Lima. Jedem nach Peru Reisenden würde ich ebenso empfehlen in Miraflores „anzukommen“. Miraflores ist neben San Isidro einer der reichsten Stadtteile Limas und beispielsweise mit dem historischen Zentrum nicht zu vergleichen. Hier kann man sich auch nachts in sämtlichen Straßen frei bewegen, da unzählige Securities und Polizeistreifen auf nahezu allen Kreuzungen und Strandpromenaden postiert sind. Es ist auch der Bezirk mit der riesigen Beachfront an der Surfer und Paragleiter auf ihre Kosten kommen. Ebenso haben wir den Huaca Pucllana besichtigt, eine riesige Tempelanlage aus der Zeit vor den Inkas.

Historisches Zentrum

Nach ein paar Tagen wurde es Zeit das „richtige Lima“ kennen zu lernen. Beste Möglichkeit um interessante Informationen über Stadt und Leute zu erhalten, ist die Teilnahme an einer City Walking Tour. Wir haben uns der Gruppe „Lima by Walking“ angeschlossen. Hier wurde zur Abwechslung auch einmal Englisch gesprochen, richtig gutes Englisch! Neben den historischen Gebäuden im Zentrum, von denen mit Ausnahme der Kathedrale keines älter als 100 Jahre ist, sind wir auch zum Fluss Rio Rimac, von dem man einen Blick auf die entlang der umgebenden Steilhänge angesiedelten Armenviertel bekommt. Anders als in Brasilien, wo derartige Siedlungen Favelas bezeichnet werden, spricht man in Peru von Barriadas.

Ceviche

Punkto Gemüse haben uns zu Hause sowohl die Ärztin vom Magistrat als auch meine Betriebsärztin den Ratschlag „Cook it, peel it or forget it“ mit auf den Weg gegeben. Und, auf keinen Fall rohen Fisch oder Meeresfrüchte! Nachdem wir jedoch mehr oder minder zufällig über Christian gestolpert sind und uns auf Empfehlung anderer Backpacker aus unserem Hostel in einem etwas gehoberen Restaurant wiedergefunden haben, haben wir uns dann doch getraut. Ceviche ist eine der Spezialitäten in Peru. Dabei handelt es sich um kleingeschnittenen, rohen Fisch mariniert in Limettensaft, der gemeinsam mit Zwiebeln, genmanipuliert anmutenden Maiskörnern und Süßkartoffeln serviert wird. Unbedingt probieren, schmeckt super!

Pisco Sour

Das Nationalgetränk schlecht hin ist Pisco Sour. Dabei handelt es sich um einen Cocktail, deren Basis Pisco – ein Traubenschnaps, benannt nach der südlich von Lima liegenden Stadt Pisco – ist. Neben drei Teilen Pisco kommt noch jeweils ein Teil Limettensaft, Zuckersirup und Eiklar mit Eis ins Glas. Durch den süßlichen Geschmack, kommt der Alkohol nur sehr abgeschwächt zur Geltung. Vor übermäßigem Verzehr sei gewarnt – ja, wir sind auch darüber gestolpert und haben am nächsten Tag mit den Nachwirkungen gekämpft!

Inca Cola

Ein zweites Nationalgetränk gibt es neben Pisco Sour noch: Inca Cola. Während es von den Einheimischen wie Wasser konsumiert wird, kaufen Reisende es im Regelfall nur ein einziges Mal, das erste und zugleich letzte Mal. Der gelbe Softdrink hat einen süßen Geschmack und erinnert am ehesten an flüssigen, abgekauten Kaugummi. Hierzulande wird jedoch so viel Inca Cola konsumiert, dass Coca-Cola zur Jahrtausendwende Inca Cola aufgekauft hat.

Trockene Angelegenheit

Derzeit befinden wir uns noch in Huacachina, einer kleinen Wüsten-Oase nahe Ica, wo die wesentliche Tagesbeschäftigung daraus besteht, mit hochmotorisierten Wüstenbuggys und Sandboards die Sanddünen rauf und runter zu brettern. In der Nacht geht es heute weiter nach Cusco, aber das wird eine zukünftige Geschichte! Sonnige Grüße & bis bald!