Nachdem wir Phnom Penh, die Hauptstadt von Kambodscha unter die Lupe genommen haben, machten wir uns auf den Weg quer durchs Land in Richtung Norden-Westen – nach Battambang. Von hier aus ging es anschließend weiter zum Highlight eines jeden Kambodscha-Urlaubs: in die Region Angkor, die sich nahe der Stadt Siem Reap befindet.
Chaotische Anreise nach Battambang
Die mehrstündige Anreise mit dem lokalen Bus war wieder einmal eine Angelegenheit für sich. Für gerade einmal 5,50 US-Dollar wird man in Phnom Penh vom Hotel abgeholt, zum Busterminal gefahren und anschließend im Bus 7 Stunden (!) lang mit kambodschanischer Karaoke-Videos „unterhalten“. Wir waren wiedermal die einzigen Touristen im Bus, Englisch sprach niemand und folglich klappte das mit dem Aussteigen auch nicht so wie erhofft. Stattdessen fuhren wir auf einer Umfahrung an Battambang vorbei, in Richtung einer anderen Stadt im Grenzbereich zu Thailand, obwohl Battambang die Endstation sein sollte – wurde uns zumindest so verkauft.
Irgendwann haben wir den Busfahrer dann doch noch zu einem ungeplanten Stopp motivieren können und standen erstmal irgendwo im nirgendwo. Ein Tuk-Tuk-Fahrer der hier im nirgendwo zufällig die Monopolstellung bezogen hatte, brachte uns dann schlussendlich nach Battambang.
Auf den Spuren von Jamie Oliver und Batman
Das Stadtgebiet von Battambang fällt, verglichen mit Phnom Penh, um ein Vielfaches kleiner und daher überschaubarer aus. Durch die Stadt schlängelt sich der Sangker River, an dessen Ufer sich Strandpromenaden entlangziehen. Hier gibt es viele kleine Restaurants und in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt befindet sich der Zentralmarkt, von wo die Einheimischen ihre Lebensmittel beziehen.
In Battambang gibt es mehrere Restaurants die den Touristen die einheimische Küche nicht nur servieren, sondern auch näherbringen möchten. Auch wir haben uns einer Cooking-Class angeschlossen. Zuerst geht es gemeinsam auf den schon erwähnten Zentralmarkt um die Zutaten einzukaufen. Anschließend wird unter Anleitung gemeinsam ein 4 Gänge Menü zubereitet und abschließend natürlich feierlich verspeist. Fazit: eine nette Erfahrung, wenngleich es uns ziemlich irritiert hat, wo und vor allem in welchen Mengen die Kambodschaner Zucker zusetzen.
Außerdem haben wir uns dazu entschlossen, die kleinen Dörfer rund um Battambang zu erkunden. Hier lernt man am besten den täglichen Tagesablauf der einheimischen Bevölkerung kennen: so wird beispielsweise gemeinsam Reis geerntet, mit Netzen Fische gefangen oder kleine Gaststätten betrieben.
Das Highlight rund um Battambang ist die Batcave – eine riesige Höhle die über 2 Millionen Fledermäuse bewohnen. Jeden Tag nach Sonnenuntergang strömen die nachtaktiven Tiere aus der Höhle und fliegen in einem dichten Schwarm in Richtung eines nahegelegenen Sees, um dort auf Beutejagt zu gehen. Obwohl der Schwarm äußerst dicht ist, dauert dieses Spektakel – aufgrund der schier unzähligen Anzahl an Fledermäusen – an die 45 Minuten.
Weiterreise nach Siem Reap / Angkor
Nach drei Tagen machten wir uns auf, um nach Siem Reap weiterzureisen. Als wir hier angekommen sind, war uns auch sofort klar, dass wir sie gefunden haben – die Touristen. Dadurch, dass die Stadt einen eigenen internationalen Flughafen hat, gibt es viele Reisende, welche an ihren Thailand- oder Vietnam-Urlaub einen kurzen Aufenthalt in Siem Reap anhängen, um die Tempelanlagen von Angkor zu besichtigen.
Siem Reap ist mit seinen 180.000 Einwohnern in etwa so groß wie Battambang, die Auswahl an Restaurants, Bars und Cafés ist jedoch – bedingt durch die vielen Touristen – um ein Vielfaches höher.
Unterwegs im mächtigen Angkor (Wat)!
Das unumstrittene Highlight eines jeden Kambodscha-Urlaubes sind die Tempelanlagen von Angkor. Auf einen Besuch dieser freuten wir uns bereits seit dem Zeitpunkt, als wir Kambodscha auf unsere Liste der zu bereisenden Länder setzten. Und wir sollten nicht enttäuscht werden, aber alles der Reihe nach.
Der Eintrittspreis beläuft sich derzeit noch auf 20 US-Dollar für ein Tagesticket, wird jedoch ab Februar 2017 in einem Zug auf 37 US-Dollar erhöht – perfektes Timing für uns also! Trotz dieses massiven Preissprungs ist jedoch davon auszugehen, dass dies dem enormen Besucheransturm keinen Abbruch tun wird. Entgegen der vielen Empfehlungen aus Reiseforen, sich gleich einen Dreitagespass zuzulegen, haben wir uns erstmal nur für die Ein-Tages-Variante entschieden. Ob das die richtige Entscheidung war, erfahrt ihr weiter unten.
Tipp: Das Ticket für Angkor bereits am Vorabend beziehen, dann spart man sich in der Früh nicht nur das Gedränge an den Kassen, sondern kommt am Vorabend ab 17 Uhr bereits kostenlos aufs Gelände, um sich beispielsweise den Sonnenuntergang anzusehen.
Wir haben den Sonnenuntergang bei dem See, der sich vor Angkor Wat befindet genossen. Hier spiegelt sich die Tempelfront im Wasser während sich im Hintergrund der Himmel langsam verfärbt – ein beeindruckendes Schauspiel.
Der nächste Tag startete bereits um 4:30 Uhr, denn wie gefühlt fünftausend Andere wollten auch wir uns den Sonnenaufgang keinesfalls entgegen lassen. Kurz nach 5 Uhr morgens setzte am Gelände bereits die Rush-Hour ein, gefolgt von einem gnadenlosen Kampf um die besten Plätze. Auf einem improvisierten Stativ positionierte ich eine Kamera in der ersten Reihe – sehr zum Missfallen einiger chinesischer Profi-Handy-Fotografen. Ohnehin nicht auf eine Freundschaft mit besagten Herrschaften aus, blieb die Kamera an ihrem Platz und zeichnete das Spektakel in Form eines einstündigen Videos auf – zu Hause werde ich daraus eine Zeitraffer-Aufnahme erstellen.
Der restliche Tag bestand ausschließlich aus dem Besichtigen der ca. 1.000 Jahre alten Tempelanlagen.
Angkor ist übrigens die Bezeichnung für die gesamte Region, in der bis heute über 1.000 Tempel – unter anderem der bekannte Tempelkomplex Angkor Wat – entdeckt wurden. Da Angkor eine Gesamtfläche von mehr als 200 Quadratkilometer aufweist, liegen die Tempel teilweise viele Kilometer auseinander. Möchte man sich mehrere Tempelanlagen ansehen, ist es ratsam einen Tuk-Tuk-Fahrer für den gesamten Tag zu buchen.
Auch wir haben uns einen Tuk-Tuk-Fahrer organisiert, um uns die verschiedenen Tempel der Reihe nach anzusehen. Zusätzlich zum Aspekt, dass man das weitläufige Gelände ohnehin nicht zu Fuß ablaufen kann, glänzte unser Fahrer mit einigen geschichtlichen Fakten zu den einzelnen Anlagen.
Nun ist uns auch klar, warum Angkor Wat als das Aushängeschild präsentiert wird. Alleine für diesen Tempelkomplex benötigt man gute zwei Stunden, um sich sämtliche Bereiche anzusehen. Für mich etwas irritierend war, dass es keinerlei Absperrungen gibt – man kann sich somit in sämtlichen Gebäuden, Innenhöfen und Gängen frei bewegen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Anlage noch lange in einem derart guten Zustand erhalten bleibt.
Weiter ging es mit einer Handvoll anderer Tempel, die die 1.000 Jahre ebenso äußerst gut weggesteckt haben: dem in Angkor Thom befindlichen Bayon-Tempel, der an seinen Steinfassaden unzählige Gesichter beinhaltet, dem Thommanon-, dem Ta Keo- und dem Banteay Kdei-Tempel.
Während sich die genannten relativ ähnlich waren, folgte noch ein weiteres Highlight: die Tempelanlage Ta Prohm. An diesem Tempel nagt bereits unaufhaltbar der Zahn der Zeit. Viele Gebäude und umgebende Mauern sind bereits von der Natur zurückerobert worden. Der Ta Prohm diente übrigens auch als Kulisse für den Hollywood-Streifen Lara Croft: Tomb Raider mit Angelina Jolie in der Hauptrolle.
Am Nachmittag waren wir schlussendlich mit den Haupttempeln des sogenannten „Inner-Circle“ durch.
Fazit: Angkor ist zu recht ein Pflichtbesuch, wenn man Kambodscha oder Regionen in den umliegenden Ländern bereist. Ähnlich unserem Besuch des Machu Picchus in Peru ist es ein unbeschreibliches Gefühl die Uhren im Kopf 1.000 Jahre zurückzudrehen und die riesigen Anlagen auf eigene Faust zu erkunden. Mit dem „Inner-Circle“ hat man alle bedeuteten Tempel durch. Einen zweiten oder gar dritten Tag – um noch mehr Tempel im Umkreis zu erkunden – hätten wir jedoch nicht gebraucht, da sich nach unserem 12-stündigen Ausflug bereits ein leichter Tempelkoller eingestellt hat.
Das war´s … wieder einmal!
Mit einem letzten gemütlichen Tag in Siem Reap schließen wir nun auch das Projekt Kambodscha ab und schlagen ein neues Kapitel unserer Weltreise auf: Laos. Wir sind bereits gespannt, was dieses nördlich gelegene Nachbarland für Überraschungen für uns bereithält!