Vier Wochen Indonesien – in denen wir sowohl die Insel Bali, als auch die zu Lombok gehörenden Gili-Inseln unsicher gemacht haben – liegen hinter uns. Balinesische Küche, prachtvolle Tempelanlagen, saftig grüne Reisterrassen, weiße Sandstrände und türkisfarbenes Meer – um nur ein paar Highlights zu nennen.

Zeit für das nächste Land auf unserer Reise rund um die Welt: Kambodscha!

Alles Roger in Kambodscha?

Als Ausgangspunkt unserer Kambodscha-Entdeckungstour haben wir die Hauptstadt Phnom Penh auserkoren, da diese ziemlich im Süden des Landes liegt. Von hier aus werden wir uns in den nächsten Wochen weiter in den Norden vorabreiten, denn sowohl Battambang als auch Siem Reap stehen auf unserer Kambodscha-Liste.

Noch ein Nachtrag zu Indonesien: auf der Insel Bali gehören über 92% der Bevölkerung dem Hinduismus an und auf der Nachbarinsel Lombok sind es 90% der Bevölkerung, die dem Islam angehören. Nun sind wir in Kambodscha, wo über 96% der Hierlebenden dem Buddhismus angehören.

Daraus ergibt sich die erste Umstellung für uns: während wir die letzten beiden Wochen auf den Gili-Inseln – zugegebenermaßen nicht immer freiwillig – den täglichen, alles durchdringenden islamischen Weckservice um 5:30 in Anspruch genommen haben, müssen wir hier mangels Minarette und Muezzins wieder unsere Handys bemühen.

Doch das ist nicht der einzige Unterschied. Kaum beginnt man seine Erkundungstour in Kambodscha, drängt sich Einem relativ zeitnahe die Frage auf: „Wo sind die anderen Touristen?“ Entgegen den meisten Ländern in Südamerika und ebenso verglichen mit anderen Ländern hier in Südost-Asien – wie beispielsweise Indonesien oder Thailand – steckt Kambodscha nach wie vor noch in den Kinderschuhen was den Tourismus angeht.

Schlecht für so manchen Tuk-Tuk-Fahrer, der mangels Kundschaft die Uhren schon gerne ein paar Jahre vordrehen möchte, jedoch gut für uns: niedrige Lebenskosten und vor allem ein richtig authentisches Land mit superfreundlichen Menschen, die uns jedoch des Öfteren ansehen, als wären wir vom Mars.

Ich bin richtig froh, Kambodscha so kennenlernen zu dürfen, denn vermutlich schafft das Land den touristischen Aufschwung und in 20 Jahren wird man sich in Phnom Penh wie in Bangkok fühlen – ob und für wen das gut ist, sei einmal dahingestellt.

Sightseeing in der Hauptstadt

Kambodscha stand einst unter der Verwaltung der französischen Kolonie Indochina und wurde erst im Jahr 1953 unabhängig. Die Hauptstadt Phnom Penh bekam ihren Namen vom Wat Phnom – einer buddhistischen Tempelanlage, die auf einem künstlichen Hügel errichtet wurde. Neben dem Wat Phnom haben wir uns direkt in Phnom Penh auch noch das Unabhängigkeitsdenkmal, den riesigen Königspalast und den Central-Market, der sich in einem Gebäude aus der französischen Kolonialzeit befindet, angesehen.

Direkt an das Stadtgebiet von Phnom Penh grenzt der Fluss Tonle Sap, der in etwa auf Höhe des Königspalastes in den Mekong mündet – dem zehnt längsten Fluss der Erde. Entlang dieser beiden Flüsse gibt es eine Promenade, die bei den Einheimischen sehr beliebt ist: fußballspielende Kinder, einige Gruppen älterer Damen machen gemeinsam Fitnessübungen, die am ehesten an Zumba erinnern – nur um ein Vielfaches unkoordinierter, es wird gekocht und gegessen; Und mittendrin? Naja, ihr wisst schon: ein für diese Verhältnisse hier viel zu großgeratener Europäer mit schnellem Laufschritt.

Erschütternde Geschichte

Neben obengenannten Sehenswürdigkeiten gibt es zwei weitere Orte, um die man bei einem Besuch in Phnom Penh nicht herumkommt: die Killing Fields und das Tuol-Sleng-Genozid-Museum.

Es handelt sich um die Zeit als die Guerillabewegung der Roten Khmer an die Macht kam. Der Führer der Roten Khmer war Pol Pot, ein an kommunistischen Ideen hängender Politiker, der von 1975 – 1979 an der Macht war. Er sah die Ursachen für die Armut Kambodschas vor allem im Unterschied von Stadt und Land. Daher glaubte er, die ländliche Bevölkerung – vornehmlich Bauern – stärken und alles Städtische zerstören zu müssen.

In gerade einmal vier Jahren wurden von den Roten Khmer zwei Millionen Kambodschaner – vorrangig Intellektuelle (Maler, Künstler, Lehrer) sowie Akademiker (Mediziner, Rechtsanwälte & Co.) mitsamt ihren Familienangehörigen – in über 300 Tötungsstätten, den sogenannten Killing Fields – umgebracht. Die Todgeweihten wurden – um Munition zu sparen – nicht erschossen, sondern brutal mit Eisenstangen und Äxten ermordet. Auch vor Frauen und Kindern machte das Regime der Roten Khmer keinen Halt. Anschließend wurden die toten Körper in riesigen Massengräbern verscharrt. Zu dieser Zeit (vor gerade einmal 40 Jahren) wurde so fast ein Viertel der damaligen Bevölkerung Kambodschas ausgelöscht.

Gedenkstätte Choeung Ek

Etwas außerhalb von Phnom Penh befindet sich das ehemalige Killing Field Choeung Ek, das stellvertretend für alle 300 Tötungsstätten in Kambodscha zu einer Gedenkstätte umgewandelt wurde. Man erhält beim Eingang Audio-Guides, welche einen über das gesamte Areal führen und die schockierende Geschichte Kambodschas zu Zeiten der Roten Khmer erzählen.

Durch Regen und Erosion kommen nach wie vor Kleidungsstücke und Knochenreste aus dem Boden zum Vorschein. Mitarbeiter der Gedenkstätte sammeln diese in regelmäßigen Abständen ein. In der Mitte des Areals wurde eine Stupa errichtet, in der mehr als 5.000 Totenschädel, die in der Umgebung ausgegraben wurden, aufbewahrt werden.

Die aktuelle Regierung geht sehr offen mit diesen Geschehnissen um. Man ermutigt sowohl Einheimische als auch Touristen die Gedenkstätten zu besuchen und erzählt die brutalen Geschichten sehr detailliert – in der Hoffnung, dass sich so ein Völkermord nie wieder wiederholt.

S-21 – Tuol-Sleng-Genozid-Museum

Im Anschluss an Choeung Ek besuchten wir das Tuol-Sleng-Genozid-Museum. Hierbei handelt es sich um eine ehemalige Schule, welche die Roten Khmer zu einem Gefängnis mit dem Namen S-21 umgebaut haben. Hauptzweck war die systematische Folterung von Insassen, von denen vermutet wurde, dass sie gegen die Bewegung arbeiten würden. Angeliefert wurden zumeist ganze Familien, da man niemanden zurücklassen wollte, der später Rache üben könnte.

Auch hier erhält man beim Eintritt Audio-Guides, die einen durch die verschiedenen Gebäude bzw. Trakte führen und sämtliche Vorgehensweisen und Foltermethoden erzählen: Elektroschocks, Aufhängen auf einem Galgen, Untertauchen in Wasserbottichen und der Einsatz von Säure waren nur einige der beschriebenen Methoden.

Über 14.000 Menschen wurden – nachdem sie unter Folter ein (meist gefälschtes) Geständnis unterschrieben haben – zu den Killing Fields deportiert, wo sie ermordet wurden. Heute ist der Ort wie beschrieben ein Museum, mit einer großen Gedenkstätte im Innenhof wird den zu Tode gekommenen Insassen gedacht.

Nach vorne blicken!

So sehr die Geschichte von Kambodscha auch bewegt, die Menschen hier haben gelernt mit ihrer Vergangenheit umzugehen.

Für uns geht die Reise nun weiter ins Landesinnere – nach Battambang – und anschließend nach Siem Reap zum Kambodscha-Highlight schlechthin: Angkor Wat – dem mit Abstand größten Tempelkomplex der Welt! Es geht somit spannend weiter – bis bald!