Nachdem wir Laos mit gemischten Gefühlen hinter uns gelassen haben, zog es uns weiter nach Vietnam. Und bereits an dieser Stelle sei verraten: in Vietnam fühlen wir uns wieder so richtig wohl! Außerdem haben wir für die nächsten drei Wochen, in denen wir quer durch Vietnam reisen werden, nochmals Verstärkung aus der Heimat bekommen!

Die Hauptstadt: Hanoi

Was fällt euch als erstes ein, wenn ihr an Hanoi denkt? In meinem Fall war es das uralte Spiel „Tower of Hanoi“. Bereits in jungen Jahren hatte ich eine Holz-Version des Geduldspieles zu Hause. Anschließend für längere Zeit in Vergessenheit geraten, sorgte es während meines Studiums erneut für Kopfzerbrechen, als wir einen Algorithmus zur Lösung des Problems ausarbeiten mussten.

Aber erstmal zurück zum „richtigen“ Hanoi!

Als Ausgangspunkt für unsere dreiwöchige Reise, quer durchs Land haben wir Hanoi – die Hauptstadt Vietnams – auserkoren. Eva und ich haben uns entschlossen bereits zwei Tage, bevor wir meinen Bruder Dominik in Empfang genommen haben, anzureisen, um uns vor Ort über Gegebenheiten wie Inlands Zug- und Busverbindungen zu informieren.

Che Guevara von Vietnam

Zwei Tage später – am frühen Vormittag – war es dann so weit. Um dem Jetlag von Anfang an gekonnt die Stirn zu bieten, setzten wir für Dominiks Ankunftstag einige Sehenswürdigkeiten auf den Tagesplan: vom bedeutendsten Literaturtempel des Landes, über den Präsidentenpalast und den umliegenden Park bis hin zum Ho Chi Minh-Mausoleum. Ho Chi Minh war ein Revolutionär, Premierminister und Präsident der Demokratischen Partei von Vietnam. Sein Handeln bescherte ihm hierzulande den Status eines unvergesslichen Nationalhelden – selbst die ehemalige Hauptstadt Vietnams – Saigon – wurde ihm zu Ehren in das heute bekannte Ho Chi Minh City umbenannt.

Leben auf der Straße

Neben dem Besichtigen bekannter Bauwerke macht es in Hanoi großen Spaß, das rege Treiben auf den Straßen zu beobachten. Erstmal etwas irritierend ist der Umstand, dass sämtliche Gehsteige nicht für Fußgänger benutzbar sind, da beinahe jeder Zentimeter mit Motorrädern zugeparkt ist oder zum Gastgarten der vielen Kaffeehäuser umfunktioniert wurde.

Das hat zur Folge, dass die Vietnamesen scheinbar ihr gesamtes Leben auf die – mitunter sehr engen – Straßen verlagert haben: hier wird Gemüse gewaschen, Obstsäfte gepresst, gekocht und gegrillt, Schuhe geputzt und natürlich Auspuffanlagen geschweißt.

Bei all der Vielfalt an Tätigkeiten, denen die Vietnamesen nachgehen, gibt es nur eine Konstante: ein stetiges, nicht abklingen wollendes Hupkonzert. An Verkehrstafeln, Ampeln oder Sperrlinien hält sich in Vietnam niemand – anstelle dessen wird gehupt was das Zeug hält. Ob die Größe des Fahrzeuges, die Geschwindigkeit beim Einfahren in Kreuzungen oder die lautere Hupe über Vorrang entscheidet, kann ich leider noch nicht mit Gewissheit sagen – vermutlich ist es jedoch eine Mischung aus allen dreien.

Weiterreise ins hochgelegene Sapa

Bereits am Tag nach Dominiks Ankunft zog es uns hinaus aus der Hauptstadt – ins hochgelegene Sapa. Bis vor ein paar Jahren waren Nachtzüge mit Schlafwagons das Standard-Anreisemittel. Mittlerweile haben die Vietnamesen jedoch eine neue Autobahn gebaut, die eine Anreise mit dem Bus in gerade einmal fünf Stunden erlaubt.

Sapa ist eine kleine Stadt im obersten Norden von Vietnam, die zu der Provinz Lào Cai gehört. In unmittelbarer Grenznähe zu China, liegt Sapa auf 1.600 Metern Höhe im Hoàng Liên Sơn-Gebirge.

Die direkte Luftlinie Hanoi – Sapa beträgt gerade einmal 250 Kilometer. Durch die Höhe ist es jedoch schlagartig deutlich kühler: so erreichen die Temperaturen in der Nacht oftmals Minusgrade und auch tagsüber kann man sich glücklich schätzen, wenn die 10 Grad Marke überschritten wird.

Trotz dieser Temperaturen verfügen die Gebäude über keine Heizungen. Das hat zur Folge, dass in sämtlichen Restaurants und Bars mitsamt Jacken diniert wird. Auch in den Hotelzimmern gilt: Außentemperatur = Innentemperatur. Jedoch verfügen die Matratzen über integrierte elektrische Heizspiralen, sodass man zumindest während der Zeit im Bett nicht frieren muss.

Fansipan – der höchste Berg Vietnams

10 Kilometer außerhalb der Stadt Sapa befindet sich der Berg Fansipan – mit einer Höhe von 3143m die höchste Erhebung Vietnams.

Wir wollten den Fansipan unbedingt zu Fuß besteigen, jedoch gestaltete sich dies um ein Vielfaches umständlicher als man das bei uns zu Hause gewohnt ist. Da in der Vergangenheit einige Touristen verunglückt sind, hat die Regierung beschlossen, dass Besteigungen ausschließlich mit einem Guide erlaubt sind. Wird man ohne Guide erwischt, werden saftige Strafzahlungen verrechnet.

Da wir nicht Gefahr laufen wollten, in eine überfüllte Gruppe mitsamt „gemächlicher Flip-Flop-Touristen“ gesteckt zu werden, erkundigten wir uns wegen einem privaten Guide, der mit uns Auf- und Abstieg in einem Tag erledigen würde – entgegen der überall angebotenen Standardvarianten, die bei gemütlichem Tempo zwei bzw. drei Tage dauern.

Aus uns unerklärlichen Gründen werden für einen privaten Guide jedoch 270 US-Dollar pro Tag veranschlagt. Ein Preis der in keinster Weise zum restlichen Preisniveau in Vietnam passt.

Um dennoch auf das Dach Vietnams zu gelangen, haben wir uns entschlossen die maßlos überteuerten Angebote auszuschlagen und stattdessen einen Bruchteil des Betrages indirekt in die österreichische Wirtschaft zu investieren – Stichwort: Doppelmayr.

Erst seit wenigen Monaten gibt es eine Seilbahn aus dem Hause Doppelmayr, die bis knapp unterhalb des Gipfels führt. So konnten wir zumindest die letzten Höhenmeter mit eigenen Kräften überwinden – ob die Aktion nun als Gipfelsturm durchgeht, darf bezweifelt werden.

Wanderung durchs Hinterland

Dafür machten wir am darauffolgenden Tag eine ausgedehnte Wanderung – teils über Reisterrassen, teils durch Bambus-Wälder – zu einigen entlegenen Ortschaften. Endlich kamen wir punkto Wandern auf unsere Kosten und bekamen obendrein einen tollen Einblick in die Landwirtschaft und Viehzucht von Vietnam.

Ham Rong

Direkt an Sapa grenzt ebenso ein kleiner Berg – der Ham Rong. Oben thront eine Aussichtsterrasse, die einen tollen Blick über die gesamte Stadt und den zentral gelegenen See – der im Zuge unserer Laufaktivitäten von uns viele Male umrundet wurde – offenbart.

Lebensmittelvergiftung – Speibsackerl für alle!

Zu den weniger erfreulichen Erlebnissen in Sapa zählt der Umstand, dass wir uns eine Lebensmittelvergiftung zugezogen haben. Anfänglich alleine mit diversen Beschwerden, die keiner genaueren Ausführung bedürfen, begann Eva mit einigen Stunden Verspätung mein Leid zu teilen. Ausgerechnet auf der Busfahrt zurück nach Hanoi gesellte sich dann auch Dominik in unseren Kreis. Dadurch, dass es uns alle drei massiv erwischt hatte, sparten wir uns jedoch wenigstens die Planungen für die nächsten drei Tage.

Ab in den Süden!

In der Zwischenzeit flogen weiter nach Ho Chi Minh City, das relativ im Süden von Vietnam liegt. Von hier aus werden wir uns in den nächsten Tagen langsam auf den Weg quer durchs Land in Richtung Norden begeben.