Dass die Anreise an unseren Nerven ziehen würde, war uns von vornherein klar. Da wir die typische Reisedauer von zwei bis drei Wochen um einiges übertreffen werden, stand vor allem das Kostensparen für uns an oberster Stelle. Zeit haben wir schließlich genug.

1. Akt: Donnerstag – Eine Busfahrt die ist lustig, eine Busfahrt die ist schön!

Da war er also, der Moment den wir uns die letzten Wochen so sehr herbeigesehnt haben. Der Startschuss unserer Weltreise, die mit einer 17-stündigen Busfahrt von Wien nach Amsterdam eingeläutet wurde. Bei einer so langen Fahrt, die als Direktverbindung angepriesen wurde, wollten wir gute Sitzplätze ergattern und fanden uns daher überpünktlich in Wien Erdberg ein. Dieses Vorhaben wurde jedoch sofort über den Haufen geworfen, da der richtige Bus in der Werkstatt sei und man daher erstmal mit einem anderen Bus nach Deutschland fahren müsse. In einem kleinen Ort – irgendwo nach Passau – wurde dann auch in den richtigen Bus umgestiegen – zu dem Zeitpunkt waren nur noch 13:30 Stunden zu bewältigen. Gutes Training für Südamerika haben wir uns gedacht, da hier Fernstrecken hauptsächlich mit dem Bus zurückgelegt werden.

Das vorletzte Wochenende daheim habe ich mit meinen mittlerweile ehemaligen Arbeitskollegen in Budapest verbracht. Auch hier wurde der Bus als Transportmittel in Anspruch genommen und einige Kollegen scherzten nach der dreistündigen monotonen Busfahrt bereits, dass es sicher nicht so schlimm werden würde, die Strecke einfach sechsmal zu fahren.

Schlafen funktionierte lange Zeit nicht und irgendwann als ich dann doch eingeschlafen bin, wurde ich keine dreißig Minuten später von asiatischen Mädels, die sich um halb zwei Uhr lautstark über Katzenvideos amüsierten, geweckt. Auch eine Polizeikontrolle gab es zu einem späteren Zeitpunkt und die Beamten dürften fündig geworden sein. Von einem Mitreisenden musste sämtliches Gepäck ausgeladen werden und er bekam eine Fahrt in einem privaten Taxi mit blauen Lichtern am Dach spendiert.

2. Akt: Freitag & Samstag – Amsterdam und die zukünftigen Ringträger

Die erste Nacht im Bus überstanden, erreichten wir Amsterdam gegen 7 Uhr morgens. Nach einem kurzen Besuch im Hostel zum Rucksack deponieren, vertraten wir uns die Füße in der Innenstadt. Gefühlt würde ich sagen, dass gut dreiviertel der unzähligen Hostelgäste aus Junggesellenabschiedsfeiernden bestanden haben. Erkennbar am Tragen von rosa bzw. tigergestreiften Hot Pants, dem lautstarken Gegröle und dem wankenden Gang  bereits kurz nach Mittag. Auch der Umstand, dass während des Zähneputzens zeitversetzt und unabhängig voneinander zwei Burschen in das Gemeinschaftsbadezimmer stürmten, um sich ihres Mageninhalts zu entledigten, unterstrich diese Annahme. Vermutlich haben die Armen etwas Falsches zum Essen vorgesetzt bekommen.

Die Nacht im gemischten Sechsbettzimmer verlief dafür einigermaßen ruhig, vermutlich deshalb weil wir komplett übernachtig den ganzen Tag mit Sightseeing verbracht haben und wie ein Stein ins Bett gefallen sind. Am nächsten Tag stand abermals Sightseeing am Programm.

3. Akt: Sonntag – Fly Baby, Fly!

Da der Flug in die Ferne bereits zeitig am Sonntagmorgen startete und wir uns die Hektik in den frühen Morgenstunden sowie die Hostelkosten für eine zweite Nacht ersparen wollten, ging es bereits am Samstagabend gegen 21 Uhr zum Flughafen. Anders als in Wien, ist es in Amsterdam nicht möglich Gepäck schon am Vortag einzuchecken, da der Flughafen über keine Zwischenlagerungsmöglichkeit verfügt. Auf die Frage an die Check-in-Mitarbeiterin, wo wir denn am komfortabelsten die Nacht verbringen können, folgte eine Mischung aus Ahnungslosigkeit und Kopfschütteln. Nach einem kurzen Rundgang sind wir bei Starbucks fündig geworden, der zwar gegen 22 Uhr zugesperrt hat, die bequemen Ledersofas jedoch davor frei zugänglich blieben. Das war uns kurz vor Ladenschluss auch noch einen doppelten Espresso wert.

Nach und nach zogen noch ein paar weitere Leute in unser vorübergehendes Wohnzimmer ein, die anscheinend das Vorhaben eines frühen Fluges mit uns teilten. Richtig schlafen funktionierte abermals nicht so wirklich, hauptsächlich aufgrund eines merkwürdigen Typen, der im dreiviertelstunden-Abstand unter Wiedergabe komischer Laute aufsprang, verschwand und einige Zeit später wieder auftauchte.  Also griff ich zu meinem noch schnell im Vorfeld zugelegten Kindle. Wenn das so weitergeht werde ich unweigerlich zur Leseratte.

Die anschließenden 21 Stunden und 20 Minuten Flugzeit – inklusive der Umstiegs Zeiten – verliefen zur Abwechslung mal ruhig und boten die Möglichkeit Schlaf nachzuholen.

Da wir erst kurz vor Mitternacht in Lima ankamen, haben wir uns bereits im Vorfeld ein Shuttle vom Hostel organisieren lassen. Denn auf diversen Internetseiten war zu lesen, dass man hier besonders aufpassen muss, um nicht in irgendwelchen nicht offiziellen Taxis zu landen. Dieser Umstand erinnerte mich ziemlich an Russland, wo wir es trotz aller Vorsicht einmal in ein solches geschafft haben und mehr als das Doppelte zahlen durften. Unseren vorab bestellten Taxifahrer aufzuspüren gestaltete sich jedoch äußerst mühsam und dauerte beinahe eine halbe Stunde.

Jeder kennt doch die in Ankunftshallen wartenden, mit Namensschildern bewaffneten Fahrer. Während man in Wien und anderen europäischen Metropolen, ohne jemals gezielt darauf geachtet zu haben, auf eine Hand voll bis schätzungsweise 20 dieser Schilder trifft, wurden wir in Lima einem regelrechten Schilderwald ausgesetzt: 120, vielleicht sogar 150 Menschen mit Schildern, die alle lautstark ihre jeweils auf den Schildern stehenden Namen riefen. Dreimal sind wir – in voller Montur – die gesamte Halle abmarschiert bis wir den mit Hemd und Krawatte rausgeputzten Mann mit meinem Namen aufgefunden haben. Unmittelbar nach der Begrüßung fing er an verschiedene Leute anzurufen und deutete uns immer wieder, ihm zu folgen, während er sich den Weg durch die Ankunftshalle bahnte. Uns ist das ganze wortwörtlich etwas Spanisch vorgekommen. Der sichtlich gestresste Mann begleitete uns schließlich zu einem Parkplatz, an dem wir auf ein dunkles Auto mit schwarz getönten Scheiben trafen, freilich ohne Taxischild am Dach. Etwas verunsichert waren wir schon, richtig unwohl gefühlt haben wir uns aber nicht, darum haben wir unsere großen Rucksäcke im Kofferraum verstauen lassen und nahmen Platz. Nach einer rasanten Autofahrt erreichten wir um die 40 Minuten später endlich unser im Stadtteil Miraflores gelegenes Hostel.

Hola Peru, hola Lima!

Wir sind also gut angekommen. Sicher wäre die Anreise mit einem Direktflug von Wien komfortabler gewesen, dann hätten wir aber auch mit Sicherheit nicht so viel zu erzählen gehabt. Und falls sich wer fragt, wie günstig die Anreise jetzt eigentlich war: 39 Euro für den Bus von Wien nach Amsterdam und 314,02 Euro für den Flug von Amsterdam nach Lima (wobei dieser Betrag ebenso ein Rückflugticket beinhaltet, wo wir aufgrund der frühen Buchung das Datum so gewählt haben, dass ich zur Not im Herbst nochmals zur Masterprüfung antreten hätte können. Hätte … können … ich aber gottseidank nicht muss, da alles beim 1. Mal schon gutgegangen ist – daher werden wir das Ticket verfallen lassen, um noch mehr von der Welt entdecken zu können).

So, nun wird erstmal weiter Lima unsicher gemacht … Hasta pronto – Bis bald!