Nachdem wir die Großstädte Buenos Aires und Montevideo hinter uns gelassen haben, wollten wir erstmal wieder ein wenig raus – raus aus den Metropolen und hinein in die Natur. Schon im Vorfeld unserer Weltreise haben wir uns die Iguazú-Wasserfälle gedanklich auf unsere Südamerika-Bucket-List gesetzt. Dieses UNESCO-Welterbe stellt neben dem Machu Picchu und der Salar de Uyuni eines der Hauptsehenswürdigkeiten Südamerikas dar.

Die Iguazú-Wasserfälle liegen jedoch ziemlich ab vom Schuss, im Dreiländereck von Argentinien, Brasilien und Paraguay. Also hieß es erstmal gute 1.200 Kilometer in Richtung Norden zurückzulegen. Über die Preisunterschiede von Bus und Flugzeug habt ihr ja bereits in diversen älteren Blogbeiträgen zu lesen bekommen, darum könnt ihr euch schon denken wie wir die Strecke bewältigt haben – erinnert uns zu Hause, dass wir einen Baum pflanzen!

Iguazú-Wasserfälle – Teilen macht Freude

Argentinien und Brasilien teilen sich dieses einmalige Naturschauspiel, da die Grenze der beiden Länder mittig entlang des Flusses Iguazú verläuft. Somit hat man die Möglichkeit, sich die in die Tiefe stürzenden Wassermassen sowohl von argentinischer als auch brasilianischer Seite anzusehen. Der Nationalpark auf brasilianischer Seite erlaubt dabei mehr die Übersichtsfotos aus einiger Entfernung, während man auf argentinischer Seite auf kilometerlangen Eisenstegen und Aussichtstrassen sehr nahe an die Wasserfälle herankommt und auch öfter mal einen Blick die Abgründe hinunterwerfen kann.

Wir haben uns erstmal für die argentinische Seite entschieden. Da die Wanderwege hier um ein vielfaches länger ausfallen, sind wir bereits früh morgens gestartet. Unmittelbar nach dem Eingang in den Nationalpark starten die in regelmäßigen Abständen gesetzten Warnschilder, die vor den wildlebenden Affen und Nasenbären warnen. Begleitet werden die textuellen Warnungen von abschreckenden Bildern, die blutverschmierte Hände mit Biss- und tiefen Kratzwunden zeigen.

Irgendwie hat im Laufe des Tages aber doch die Neugierde überhandgenommen und wir haben von unseren mitgebrachten Bananen ein paar Stücke abgegeben. Kleine Empfehlung am Rande: nicht nachmachen! Wir können euch nun bestätigen, dass die Viecher wirklich tierisch aggressiv werden können!

Ein paar Fakten am Rande: die Iguazú-Wasserfälle bestehen aus 275 Wasserfällen unterschiedlicher Größe auf einer Ausdehnung von 2,7 Kilometern. Am imposantesten ist zweifelsohne der Garganta del Diablo – zu Deutsch Teufelsschlund – der eine U-förmige, 700m lange Schlucht darstellt. Die Wassermassen, die hier pro Sekunde hinunterkrachen, sind schier unbeschreiblich!

Von argentinischer Seite aus werden auch diverse Bootstouren angeboten. Neben der feucht fröhlichen Möglichkeit an den Fuß der Wasserfälle zu fahren, gibt es auch die Möglichkeit auf die San Martin Insel überzusetzen. Auf dieser Insel finden sich weitere Wanderwege und Aussichtspunkte, von denen man einen sehr nahen Blick auf die Iguazú -Wasserfälle erhaschen kann!

Abstecher nach Paraguay: Ciudad del Este

Durch die unmittelbare Nähe wollten wir auch Paraguay einen kurzen Besuch abstatten. Ciudad del Este – die Stadt des Ostens – ist nach der Hauptstadt Asunción die zweit größte Stadt Paraguays und liegt direkt hinter der Grenze zu Brasilien.

Paraguay ist ein Land, das deutlich ärmer ist als seine Nachbarländer und auf der Website des österreichischen Außenministeriums wird sogar explizit vor Ciudad del Este gewarnt, da diese Stadt als „besonders gefährlich“ gilt. Immerhin fünf Tage haben wir in der vermeintlichen Hochburg des Bösen verbracht und trauen uns nun sagen, dass auch hier mehr Panik gemacht wird, als tatsächlich nötig ist.

Der Grenzübertritt ist jedoch ein Erlebnis für sich. Wir haben den Bus von Argentinien, über Brasilien nach Paraguay genommen. Ein- und Ausreise in Brasilien? Fehlanzeige! Frei nach dem Motto wird schon keiner kontrollieren. Auch an der paraguayischen Grenze muss man dem Busfahrer explizit darauf hinweisen, dass man an der Grenze aussteigen möchte, da die Busse im Normalfall einfach durchfahren. Wie wir herausgefunden haben, ist es Gang und Gäbe, dass die Einheimischen auf das Grenzprozedere (Formular ausfüllen + Aus- und Einreisestempel holen) verzichten, da die Polizei aufgrund der enormen Anzahl an Grenzübergängen jeden Tag die Kontrollen schlichtweg eingestellt hat.

Unmittelbar nach dem Grenzübertritt fühlt man sich sofort meilenweit weg von dem westlich anmutenden Brasilien. Das Treiben auf den Straßen ist mit einem Schlag um ein Vielfaches hektischer und lauter. Ein Meer aus hupenden Autos und Gebäuden in deutlich schlechterem Zustand erstreckt sich soweit das Auge reicht. Vieles erinnert uns sofort an unsere Zeit in La Paz, der Hauptstadt Boliviens.

Sonderlich viele Möglichkeiten für Unternehmungen bietet Ciudad del Este nicht. Einzige Ausnahme: Shopping, Shopping und nochmals Shopping. Riesige Kaufhäuser und Shoppingtempel locken die brasilianischen und argentinischen Nachbarn an – vor allem Elektronikartikel sind um ein Vielfaches günstiger als in deren Heimatländern.

So haben wir die Tage etwas außerhalb des regen Treibens am Stadtrand verbracht. In unmittelbarer Nähe unserer Unterkunft gab es drei riesige, aneinandergrenzende Parks, die eine gute Möglichkeit zum Laufen boten.

Zu Fuß über die Freundschaftsbrücke nach Brasilien!

Nach fünf Tagen hatten wir genug von unserem Zwischenhalt in Paraguay und es zog uns weiter nach Brasilien. Und zwar zu Fuß über die knapp 600m lange Freundschaftsbrücke, die sich über den Río Paraná spannt und die Länder Paraguay und Brasilien verbindet.

Kaum in Brasilien angekommen, ging die Herausforderung Völkerverständigung in die nächste Runde. In den letzten drei Monaten haben wir uns ja doch einiges an spanischem Grundwissen angeeignet, um beispielsweise nach dem Weg, dem richtigen Verkehrsmittel oder dem Preis zu fragen. Da in Brasilien jedoch ausschließlich portugiesisch gesprochen wird, stand erstmal wieder Händefuchteln am Programm.

Itaipú Binacional

Einige Tage verbrachten wir im brasilianischen Foz do Iguaçu, bevor es uns in die Großstädte Sao Paulo und Rio de Janeiro weiterziehen wird.

Hauptattraktion hier ist, neben der oben bereits angesprochenen brasilianischen Seite der Iguazú-Wasserfällen, der Itaipú Binacional, ein Wasserkraftwerk an der Grenze zwischen Paraguay und Brasilien. Wie der Namenszusatz Binacional bereits verrät, wird das Kraftwerk von beiden Nationen gemeinsam betrieben.

Rund um den Itaipú werden unterschiedliche Führungen angeboten, wobei wir uns für die „Special Tour“ entschieden haben, die neben dem Blick aus der Ferne und einer Fahrt über die Staumauer auch eine Führung durchs Innere der Staumauer inkludierte.

Selbst mit meiner Körpergröße fühlt man sich beim Anblick der gigantischen Fallrohre bzw. der imposanten Staumauer ziemlich winzig.

Das Itaipú-Kraftwerk (14.000 MW = Megawatt) war übrigens das größte Wasserkraftwerk der Erde, ehe es von China 2006 durch den Bau des Drei-Schluchten-Kraftwerks (18.200 MW) auf den zweiten Platz verfrachtet wurde. Aufgrund der hohen Turbinenauslastung bleibt Itaipú hinsichtlich der Jahresenergieproduktion jedoch nach wie vor auf Platz 1.

Never stop exploring!

So, das waren unsere Erlebnisse im Dreiländereck von Argentinien, Brasilien und Paraguay. Wie schon angedeutet geht es nun weiter in die beiden Großstädte Sao Paulo und Rio de Janeiro. Auch ein Zwischenstopp im idyllischen Paraty ist geplant! Wie immer gilt: Stay tuned und bis bald!