Nachdem wir Panama City – die Hauptstadt Panamas – unsicher gemacht haben, machten wir uns auf in Richtung Norden. Erstes Ziel war Bocas del Toro, das zu Deutsch „Münder des Stieres“ bedeutet. Bocas del Toro ist der Name der gesamten Provinz, zu der neben dem eher uninteressanten Festland auch einige Inseln gehören, die bei einer Reise nach Panama unbedingt am Programm stehen sollten.
Die Anreise passt durchaus in die Kategorie „beschwerlich“. Ausgangspunkt ist David, eine größere Stadt, relativ in der Mitte zwischen Panama City und San Jose – der Hauptstadt Costa Ricas. Auf der Strecke David – Bocas del Toro verkehren ausschließlich uralt Mini-Busse, in die nicht nur das Gepäck, sondern auch deren Besitzer mitsamt Haustieren regelrecht verladen werden. Sobald alle regulären Sitzplätze (freilich ohne Polsterung, Kopfstützen, Gurte oder ähnliche Annehmlichkeiten) belegt sind, werden zusätzlich Sessel am Gang aufgestellt, um noch mehr Menschen Platz zu schaffen. Gesonderte Ladeflächen für das Gepäck gibt es genauso wenig wie eine Toilette oder funktionierende Klimaanlage.
Lange Rede – kurzer Sinn: all jenen, die bei einer 15-minütigen Fahrt mit Wiens-Vorzeige-U-Bahn (Linienfarbe braun) schon einen halben Zusammenbruch erleiden, empfehle ich Busfahrten in Süd- und Mittelamerika. Schocktherapie mitsamt Heilung garantiert!
Wir haben die Busfahrt jedenfalls überstanden! Weiter ging´s mit dem Wassertaxi, das uns in einer 40-minütigen Fahrt auf die Colón-Insel übersetzte. Colón ist übrigens der spanische Name für Kolumbus, der die Insel 1502 entdeckte. Aufgrund mehrerer geschichtlicher Ereignisse besteht die einheimische Bevölkerung hier fast ausschließlich aus Afroamerikanern und zu einem kleinen Teil aus Chinesen.
Island Hopping in Bocas del Toro
Hauptaktivität in Bocas del Toro stellt definitiv das Island Hopping dar. Zu den näherliegenden Inseln kommt man schnell und günstig mittels Wassertaxi, zu den weiter weg liegenden Inseln gibt es Bootstouren. Auch wir haben uns einer solchen Tour angeschlossen, gemeinsam mit einem Tiroler-Pärchen, einem Schweizer und einem Mädel aus der Slowakei, die wir alle bereits ein paar Tage zuvor kennen gelernt haben.
Eine gefühlte Ewigkeit verbrachten wir damit, um unser Abendessen zu organisieren. Mit Tauerbrille und Schnorchel bewaffnet suchten wir den Meeresgrund nach Krabben und Lobster (Hummer) ab. Der heiß ersehnte große Fang stellte sich aber leider nicht ein, somit kurbelten wir ein wenig die panamaische Wirtschaft an und kauften den Einheimischen ein paar Meerestierchen direkt aus deren Fischerboot ab. So wechselten für gerade einmal einen 20 USD-Schein 13 Lobster und eine Krabbe das Boot – genug um die gesamte Crew mehr als satt zu bekommen.
Den mit Abstand atemberaubendsten Strand fanden wir übrigens auf der kleinen, unbewohnten Insel Cayos Zapatilla, auf der wir auch den Großteil des Tages verbrachten.
Dass durch herabfallende Kokosnüsse jährlich mehr Menschen zu Tode kommen, als durch Haiattacken gilt mittlerweile gemeinhin als bekannt. Haben wir in der Vergangenheit schon öfter über diesen Fakt geschmunzelt, krachte an diesem Tag ein paar Meter vor uns besagtes Objekt auf den sandigen Boden herab. Mit zwei Steinen bewaffnet machte ich mich ans nervenaufreibende Werk, um die eigentliche Kokosnuss aus der etwa 30cm großen, faserigen Außenhülle zu bekommen. Es hat geklappt, aber fragt bitte nicht wie lange das gedauert hat.
Intervalltraining auf der Landebahn eines internationalen Flughafens
Ein Intervalltraining ist ja bekanntlich die Art von Einheit im Trainingsplan, die man sich am wenigsten herbeisehnt und bei der man zutiefst erfreut ist, sobald sie vollbracht ist – diesmal war es jedoch anders. Dadurch, dass unsere Unterkunft direkt an der Landebahn des internationalen Flughafens Bocas del Toro gelegen ist, waren wir die vorangegangenen Tage ohnehin genötigt, den Flugverkehr zu beobachten.
Wecker haben wir während unserer Tage in Bocas del Toro keinen stellen müssen, denn pünktlich um 7:20 Uhr morgens krachte der erste Jet nur knapp über unserem Apartment Richtung Landebahn, die inselbedingt sehr kurz ausfällt. Nachdem über Tage hinweg der letzte Flieger jeweils um 18 Uhr abhob, war der Entschluss schnell gefasst: Intervalltraining auf der Landebahn!
Bedingt durch einige Löcher im Zaun stellte der Zutritt keine sonderliche akrobatische Meisterleistung dar. 1,5 Kilometer lang, kerzengerade, ebener Untergrund und kein Verkehr: optimal für ein Set aus Ein-Kilometer-Intervallen. Naja fast, im hinteren Bereich der Landebahn musste ich ab und zu doch etwas ausweichen, da einige einheimische Kinder die Landebahn als Fußballplatz zweckentfremdet haben.
Prost! Auf gute Nachbarschaft! Oder so ähnlich…
Einen Abend wollten wir´s ein wenig ruhiger angehen, aber unser Nachbar wollte unbedingt eine „Party“ schmeißen. Und schmiss sie auch – inklusive blauer Diskolichter…
Über die genauen Hintergründe der Wohnsituation unseres ehemaligen Nachbarn kann nur spekuliert werden. Fakt ist jedenfalls, er bewohnte das Grundstück neben uns. Eine klassische Behausung hatte er nicht, vielmehr pflegte er mit seiner Couch – die nach Sperrmüll aussah – einen luftigen Open-Air-Lebensstil. Die vorhergehenden Tage schon ein äußerst suspekter Dorn im Auge, ließ er es an besagtem Abend richtig krachen!
Unter Einfluss von massenhaft hochprozentigem Feuerwasser schrie er stundenlang herum und setzte irgendwann seine Couch in Brand. Ein Glück, dass es selbst auf einer Insel Polizei und Feuerwehr gibt!
Nach dieser Nacht waren wir um eine Erkenntnis reicher: „Schwindlige Leid gibt’s ned nur in Wean!“
Ab in den Dschungel!
Ungefähr auf halber Strecke zurück Richtung David, mitten im endlosen Nichts befindet sich der Zustieg zum Lost and Found-Hostel – einem Hostel mitten im Dschungel. Da es keine Straßenanbindung gibt, wurden in der Anfangsphase Zementsäcke ebenso mühsam den Wanderweg hochgeschleppt wie irgendwann später die Betten und Matratzen – da haben`s wir mit unseren Backpacks ja noch gut getroffen!
Hier bekommt man richtige Dschungelluft zum Atmen: während des Frühstücks schwingen sich in unmittelbarer Nähe Affen durch die Bäume, Kolibris schwirren durch die Luft und Geckos sitzen in jeder Ecke. Regenwasser wird gesammelt, gefiltert und steht zum Duschen bereit. Eine Tafel mit Namen gibt Aufschluss darüber, wer sich gerade auf den Trails durch den Dschungel befindet – sodass niemand unbemerkt verloren geht.
Ein Trail durch den Dschungel trägt den Namen „Treasure Hunt“. Um den Schatz zu finden, müssen diverse Rätsel gelöst werden, die einem immer weiter zur nächsten Station führen und man schlussendlich mit einem Freibier für die Strapazen belohnt wird.
Boquete
Nur etwa 20 Kilometer Luftlinie nordwestlich vom Lost and Found-Hostel liegt Boquete – eine Kleinstadt, in der wir unsere letzten Tage in Panama verbracht haben. Mangels direkten öffentlichen Busverbindung sowie halbwegs befahrbaren Straßen mussten wir jedoch erstmal die gesamte Strecke zurück nach David. Von dort ging´s dann in einem alten Schulbus ins benachbarte Tal. Aus der an sich so kurzen Strecke wurden so mehr als 100 Kilometer.
Boquete ist ein Eldorado für Kaffeefreaks. An den Hängen rund um die Kleinstadt finden sich riesige Kaffeeplantagen, deren Bohnen zumeist direkt in den hier angesiedelten Röstereien verarbeitet werden. Einer geführten Coffee-Tour haben wir uns hier vorerst noch enthalten – diese steht dann während unserer Zeit in Costa Rica am Plan!
Auch zum Wandern eignet sich Boquete bestens, da es neben der Möglichkeit den Volcán Barú zu besteigen unzählige andere (Weit-)Wanderwege gibt. Wir haben uns für die „Lost Waterfalls“-Tour entschieden. Obwohl wir erst kürzlich die imposanten Iguazú-Wasserfälle in Argentinien besucht haben und somit „wasserfalltechnisch“ ziemlich verwöhnt sind, besticht diese Tour vor allem mit seinem ausgesetzten, aber wunderschönen Trail. Anstelle von Eisenstegen, die für die großen Massen ausgerichtet sind, geht’s durch den dichten Dschungel, mit einigen sehr lässigen Fotospots!
Weiterreise
Erst durch genaue Betrachtung des Ausreisestempels, den wir beim Verlassen von Panama erhalten haben, wurde uns bewusst, dass schon wieder dreieinhalb Wochen seit unserer Einreise vergangen sind. Wahnsinn wie schnell die Zeit vergeht. Nun geht die Reise erstmal in den Süden von Nicaragua, ehe im Anschluss Costa Rica am Programm steht! Bis bald!