Mit Rio de Janeiro beendeten wir unseren ersten großen Reiseabschnitt: in etwas mehr als drei Monaten haben wir uns von Peru beginnend, quer durch die Länder Südamerikas gekämpft.

Während zu Hause in Österreich die Sommerhitze herrschte, hatten wir mit frostigen Nächten mit Tiefstwerten von bis zu minus 10 Grad zu kämpfen. Heizung? Gut gedämmte Häuser? Fehlanzeige!

Unseren Erlebnissen und Eindrücken hat dies jedoch keinen Abbruch getan und wir haben aus jedem Tag das Maximum herausgeholt! Dennoch hieß es nun erstmal ab in wärmere Gefilde, um unsere eingefrorenen Knochen aufzuwärmen …

Karibik Baby!

Ziemlich lange ist Kuba auf unserer Wunschliste gestanden. Nachdem wir jedoch über ein paar Wochen die Flugpreise beobachtet haben, legten wir dieses Vorhaben erstmal auf Eis, denn über richtig günstige Flugtickets sind wir leider nicht gestolpert. Also haben wir erstmal die Karibik-Anrainer-Staaten Panama und Costa Rica ins Auge gefasst, mit dem Hintergedanken auch den Süden von Nicaragua erkunden zu können.

Da die Flüge von Brasilien nach Costa Rica um einiges günstiger sind als ins näher gelegene Panama, flogen wir erstmal in die Hauptstadt Costa Ricas – San José. Auch wenn man sich diese Strecke wie einen Katzensprung vorstellt, so dauert die reine Flugzeit immerhin über 8 Stunden.

Damit wir die kommenden Wochen nicht unkoordiniert kreuz und quer durch die beiden Länder reisen müssen, entschlossen wir uns abermals für eine ewig lange Busfahrt bis nach Panama City – um uns im Anschluss langsam Richtung Norden arbeiten zu können!

Kompliziert, Komplizierter, Einreise nach Panama!

Die Einreise nach Panama ist der Superlativ des Wortes kompliziert – zumindest, wenn man den unzähligen Reiseberichten im Internet Glauben schenkt. Zwar haben wir wieder einmal ein gutes Los bei der Einreiselotterie gezogen – trotzdem war es unser bis dato schrägster Grenzübergang!

Mindestens 400 US-Dollar in bar muss jeder Reisende an der Grenze vorweisen können. Alternativ werden teilweise Kreditkarten mit einem aktuellen Nachweis über einen ausreichenden Rahmen akzeptiert – wobei es kein WLAN gibt, um ein entsprechendes Guthaben via Online-Banking bestätigen zu können. Ebenso ist bei der Einreise ein Ausreiseticket aus Panama vorzuweisen. Weiter-/Rückflüge ab einem anderen Land – wie in unserem Fall von Costa Rica aus – werden grundsätzlich nicht akzeptiert.

Über derartige Vorschriften stolpert man zu Hauf, wenn man sich vorab mit der Einreise nach Panama beschäftigt. Schon mal vorab: wir haben so ziemlich gegen alles verstoßen und es dennoch über die Grenze geschafft. Weder hatten wir 800 US-Dollar in bar vorzuweisen, noch hatten wir ein Ausreiseticket und betreffend Einfuhrverbot von diversen organischen Lebensmitteln hätte auch keiner genau nachschauen dürfen.

Somit haben wir uns im Vorfeld schon ein paar Gedanken gemacht, zumal wir im Bus dann auch noch ein Pärchen aus Wien kennen gelernt haben, denen die Einreise nach Panama am Vortag verwehrt worden ist und die nun gemeinsam mit uns einen zweiten Anlauf starteten.

Gute neun Stunden nach der Abfahrt in San José standen wir schon in einer Reihe vor den Grenzbeamten aufgefädelt und hofften den Einreisestempel zu bekommen. Entgegen unseren Vorgängern, die alles Mögliche nachweisen mussten, wurden wir lediglich gefragt, ob wir das erste Mal nach Panama einreisen. Zu unserem Glück wurde – wie bereits in diversen südamerikanischen Ländern zuvor – ohne jegliches System, rein stichprobenmäßig kontrolliert.

Kaum hatten wir die Stempel in unseren Pässen, wurde unsere gesamte Bus-Besatzung in einen fensterlosen, baufälligen Raum geleitet. Darin befanden sich Tische, die zu zwei Halbkreisen formiert waren, ein halbes Dutzend Schilder, die auf ein Handyverbot hindeuteten und einige von der Decke hängenden Lampen samt Kabelsalat.

Nach einiger Zeit des Wartens kam ein kleiner, stämmiger Zollbeamter in den Raum und verteilte Zettel für die Deklaration unseres Reisegepäcks. Zu Beginn wies er uns darauf hin, dass es sich beim Ausfüllen des Formulars um einen „äußerst komplizierten Prozess“ handelt und er sich daher von uns erwartet, dass wir uns vor dem Ausfüllen die Zeit nehmen, um uns zu „Entspannen und Herunterzukommen“. Irgendwie wurden seine Aussagen immer skurriler und irgendwann erkundigte er sich, ob wir noch Fragen hätten, denn „wir alle würden Fehler machen und nur Herr Jesus Christus sei vollkommen“. Diese wahnwitzige Prozedur – um ein einfaches Formular auszufüllen – zog sich eine halbe Ewigkeit hin, da der Zollbeamte alles vom Namen bis zum aktuellen Datum einzeln mit uns durchging.

Anschließend folgten weder Scanner, die die Gepäckstücke auf Waffen, organische Lebensmittel & Co. durchleuchteten, noch Spürhunde auf der Suche nach Drogen, sondern eine ältere Frau, die sich ohne Handschuhe Rucksack für Rucksack durch Berge von getragener Wäsche wühlte.

„P“ wie Panama

Trotz des für uns endlos erscheinenden Grenzprozederes, erreichten wir Panama City bereits um 3 Uhr morgens – mehr als drei Stunden früher als laut Fahrplan veranschlagt! Eine Schlafmöglichkeit für die restliche Nachthälfte fanden wir auf der Couch im Gemeinschaftsraum unseres Hostels.

Die kommenden Tage verbrachten wir mit Entdeckungstouren quer durch die Hauptstadt. Die Aussagen diverser Backpacker, dass Panama-City ein riesen Müllberg sei und man nach zwei Tagen die Nase voll hätte, kann ich definitiv NICHT bestätigen – im Gegenteil: wir haben unseren Aufenthalt sogar spontan verlängert!

Entlang der Küste erstreckt sich eine ausgedehnte Strandpromenade, die neben der Möglichkeit sich die Füße zu vertreten, auch Läufer, Skater und Radfahrer auf ihre Kosten bringt! Von hier erhält man auch einen tollen Blick auf die imposante Skyline von Panama-City.

Unweit entfernt kann man auf einer kleinen Halbinsel das historische Zentrum der Stadt ausmachen: die Casco Viejo. In der Vergangenheit hat die Stadt einige brenzliche Situationen überstanden – beispielsweise Angriffe von Piraten im 17. Jahrhundert oder einem Großbrand im 18. Jahrhundert. Heutzutage finden sich hier gut erhaltene Kolonialbauten, verschiedene Kirchen und der Präsidentenpalast.

Abkürzung gefällig? Der Panamakanal!

Erinnert ihr euch noch, als wir uns vor ein paar Wochen aus Valparaiso, einer kleinen Hafenstadt in Chile zu Wort meldeten? Der Hafen von Valparaiso war im 19. Jahrhundert der erste nach der beschwerlichen Umfahrung des Kap Hoorns (Südspitze Südamerikas). Die goldenen Zeiten rissen ab, nachdem 1914 in Mittelamerika der Panamakanal eröffnet wurde.

Nun können Schiffe, anstatt wochenlang Südamerika zu umfahren, innerhalb weniger Stunden über die 82 Kilometer lange Wasserstraße quer durch Panama direkt vom Atlantik in den Pazifik übersetzen – und umgekehrt. Der Panamakanal sorgt somit für eine Wegersparnis von mehr als 15.000 Kilometern und für eine Zeitersparnis von rund drei Wochen!

Unweit von Panama City gibt es ein Besuchszentrum, das neben einem Museum, welches sich dem Bau des Panamakanals widmet, eine große Aussichtsterrasse bietet, um das rege Treiben in den Schleusen hautnah mitzuerleben. Der Panamakanal ist nämlich strenggenommen ein Stausee, der ganze 26 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Aus diesem Grund müssen sämtliche Schiffe jeweils durch drei Schleusen auf See-Niveau angehoben bzw. auf der anderen Seite wieder auf Meeres-Niveau abgesenkt werden.

Der Panamakanal generiert übrigens stolze acht Prozent des Bruttoinlandprodukts von Panama und wurde erst vor kurzem um zusätzliche Schleusen erweitert, um noch größere Containerschiffe abfertigen zu können. Eine einzelne Überfahrt zwischen den beiden Weltmeeren dauert gerade einmal 10 bis 12 Stunden und kostet … Na was schätzt ihr?

Zwischen 350.000 und 400.000 US-Dollar – je nach Größe des Containerschiffs!

Raus aus dem Großstadtdschungel – hinein in den richtigen Dschungel!

So, das waren sie auch schon, unsere Erlebnisse von der Einreise nach Panama sowie die Tage in der Hauptstadt! Im nächsten Beitrag erwartet euch wieder Natur pur, denn nun geht es erstmal auf die Suche nach den schönsten Stränden entlang des karibischen Meers sowie in den tiefen Dschungel! Bis bald!