Über vier Wochen sind wir nun schon unterwegs, Zeit um Peru den Rücken zu kehren und in das nächste Land auf unserer Liste – Bolivien – weiterzureisen. Die beiden Orte Puno – auf peruanischer Seite – und Copacabana – auf bolivianischer Seite – liegen beide direkt am riesengroßen Titicacasee und buhlen um die Touristenscharen. Im Internet findet man lediglich eine Handvoll Beiträge, die die beiden Orte mitsamt ihren Sehenswürdigkeiten vergleichen, wobei sich daraus für uns keine wirklichen Schlüsse ziehen ließen. Auch die geschilderten Erfahrungen anderer Backpacker, aus vorhergegangenen Hostels vielen ziemlich widersprüchlich aus. Da wir ohnehin keinen Zeitstress haben, haben wir uns entschieden, uns selbst ein Bild zu machen und sowohl Puno als auch Copacabana unter die Lupe zu nehmen.
Neben den beiden genannten Orten widmet sich dieser Blogbeitrag unserer Ausreise aus Peru und der Einreise nach Bolivien über den kleinen Grenzübergang Kasani, von dem wir im Vorfeld gut ein Dutzend Horrorgeschichten zu lesen bekommen haben – unbegründet, wie ihr gleich erfahren werdet.
Puno / Floating Islands
Ursprünglich haben wir geplant drei Tage bzw. zwei Nächte in Puno zu verbringen, wovon wir einen Tag auf den Floating Islands – der Hauptattraktion von Puno – verbringen wollten. Am späten Nachmittag in Puno angekommen, vertraten wir uns ein wenig die Füße in der Innenstadt, am Hauptplatz und im Mercado, dem einheimischen Markt.
Selbst beim besten Willen kann ich keine schmeichelnden Worte für diese Stadt aufbringen. Die überwiegende Mehrheit der Häuser in Puno besteht aus unfertigen Ziegelbauten, die Straßenzüge wirken verdreckt und dadurch wenig einladend. Touristen sind verglichen zu Cusco so gut wie keine auszumachen und die allgemeine Stimmung wirkt eher gedrückt. Das war auch der Grund warum unser zwei-Nächte-Plan sofort über den Haufen geworfen wurde und wir neben einer Bootstour zu den Floating Islands für den nächsten Tag auch gleich ein Busticket für die Fahrt nach Copacabana gebucht haben.
Am nächsten Tag wurden wir unmittelbar nach dem Frühstück abgeholt. Unsere Bootstour zu den Floating Islands stand am Programm. Dabei handelt es sich um schwimmende Inseln, welche die Einwohner (Urus genannt) ausschließlich aus Schilf herstellen. Derzeit gibt es 49 Floating Islands welche ca. 5 Kilometer von der Küste entfernt im Titicaca-See liegen. Neben ihren Inseln bauen die Urus auch ihre Boote und die auf den Inseln befindlichen Häusern ausschließlich aus Schilf. Neben einem Crash-Kurs in Schilfinselbau bekamen wir eine Führung über die gesamte Insel inklusive deren Häuser. Leider machte die Verständigung etwas Probleme, da die Urus kein Spanisch sprechen sondern ausschließlich ihre Sprache – Aymara. Mittlerweile sind wir jedoch im Deuten und Interpretieren von Hand- und Fußbewegungen derart geübt, dass unter Zuhilfenahme von ein paar einfachen spanischen Wörtern dennoch ein paar Informationen ausgetauscht werden konnten. Der Bau einer solchen Insel dauert ein Jahr und die Lebensdauer wurde uns mit 25 Jahren beziffert, wodurch die Urus alle 24 Jahre beginnen eine neue Insel zu bauen, ehe die alte langsam zu sinken beginnt. Im Bereich der Floating Islands ist der Titicaca-See im Schnitt 15 Meter tief, dadurch ist es möglich die Inseln zu verankern, damit diese nicht abtreiben. Ziemlich lustig ist nämlich der Umstand, dass ein Abtreiben zum Problem werden würde, da die bolivianische Grenze unweit der Inseln quer durch den Titicaca-See verläuft und die meisten Urus keinen Reisepass besitzen. Abschließend wurde für uns noch ein Tanz aufgeführt, mit dem sich die Urus über unseren Besuch bedankten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es auf alle Fälle interessant war, zu sehen wie die Urus ihre floating Islands bauen und zu sehen wie sie in ihren Hütten leben, bzw. wie sie sich auf den Inseln organisieren. Jedoch muss auch angemerkt werden, dass schon einiges an Show dabei ist – vor allem der Tanz am Ende unserer Tour – um nicht zuletzt den Kauf von Tüchern und sonstigen Souvenirs anzukurbeln.
Mit dem Bus von Puno nach Copacabana über den kleinen Grenzübergang Kasani!
Leider fanden sich im Internet nicht viele Informationen zu diesem Vorhaben. Die wenigen Einträge, die die Suchmaschinen dennoch offenbaren, beinhalten zum Großteil Horrorgeschichten. Von korrupten Grenzbeamten, die das Reisegepäck und die Geldbörsen der Backpacker nach „USD-Falschgeld“ durchsuchen, um sich selbst zu bereichern, bis hin zu betrunkenen Busfahrern, die an der Grenze die Geduld verlieren und Reisende, ohne ihrem im Bus verstauten Gepäck, zurücklassen, wenn diese zu lange für die Migration benötigen.
Obwohl wir mangels Auswahl mit dem Billigbusunternehmen „Titicaca Bolivia“ den Grenzübergang bestritten, ging alles gut. Bereits im Bus erhielten wir sämtliche Formulare zum Ausfüllen – vorrangig wurden auch hier sämtliche Bezeichnungen in Spanisch angeführt. Ob wir tatsächlich dem Spanischen mächtiger werden oder einfach nur von Tag zu Tag gelassener – weil sich diese Formulare sowieso kein Mensch im Detail ansieht – kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Kurz vor der Grenze ist dem Gehilfen des Busfahrers offenbar doch klar geworden, dass einige im Bus kein Spanisch sprechen und so hat er uns das ganze Prozedere nochmal ausführlichst auf Englisch erklärt: „OK. One Stamp Peru … then walk … one Stamp Bolivia … so two stamps! Finish!“
Unsere gesamten USD und EUR (die wir zur Sicherheit mithaben) haben wir in den Hüllen unserer Kindles versteckt und so ging es mit 50 Bolivianos (ca. 6,50 Euro) zum Migration-Office – frei nach dem Motto: wenn wir nichts haben, können sie uns nichts wegnehmen. Keine Ahnung auf wen oder was die anderen Backpacker, die Verfasser der Horrorgeschichten, gestoßen sind, bei uns war das ganze Prozedere in 30 Minuten erledigt. Migrationszettel abgeben, Stempel kassieren, anschließend lustiger weise wirklich zu Fuß durchs Niemandsland gefolgt von einem Steintorbogen, der das Tor zu Bolivien darstellt, marschieren, abermals Stempel kassieren, Migrationszettel entgegennehmen, fertig!
Einzig zu beachten ist, dass man unbedingt einen Bus nehmen sollte, der am Tag die Grenze passiert, da Kasani derart klein ist, dass die Grenzposten bereits am Abend geschlossen werden und man somit nicht passieren kann.
Copacabana / Isla del Sol
Da sind wir also, angekommen in Bolivien. Bolivien ist das ärmste und demnach für uns günstigste der Andenländer. Ein Umstand der uns vor allem beim Essen sofort ins Auge gestochen ist: für ein Menü im Restaurant, bestehend aus Vorspeise, Hauptspeise und Nachspeise werden umgerechnet ca. 2,5 – 2,75 Euro fällig. Unmittelbar bei der Ankunft in Copacabana wurde uns vom Busfahrer auch gleich ein Hotel empfohlen. Wir bekamen ein riesiges Zimmer mit gleich zwei Doppelbetten, herrlichem Ausblick direkt auf den Strand und den Titicaca-See, inklusive WLAN (56k-Feeling, jedoch hier keinesfalls selbstverständlich) und inklusive Frühstück für umgerechnet 5 Euro pro Nacht.
Copacabana selbst ist ein kleiner Ort, der analog zu Puno nicht viele Möglichkeiten bietet. Jedoch wirkt Copacabana um einiges heller, freundlicher und die Einheimischen um Welten sympathischer. Es gibt eine Strandpromenade, an der sich ein Restaurant und Pub an das nächste reiht. Hier lässt es sich definitiv aushalten.
Hauptattraktion rund um die Copacabana ist ebenso eine Bootstour auf den Titicaca-See. Für 30 Bolivianos (umgerechnet 3,80 Euro) haben wir eine Ganztages-Bootstour auf die Sonneninsel (Isla del Sol) gebucht. Die Insel besteht aus drei Gemeinden und weißt Abmessungen von 10 Kilometer Länge und 5 Kilometer Breite auf. Alle die denken der Neusiedlersee sei groß: flächenmäßig passt der Neusiedlersee ganze 27 Mal in den Titicacasee, der obendrein viel tiefer ausfällt. Aus der freien Zeiteinteilung holten wir das Maximum heraus und ließen uns am Vormittag im Norden der Insel absetzen, um anschließend in etwas über drei Stunden, den teilweise ausgesetzten Wanderweg in den Süden zu bestreiten. Vom Süden aus brachte uns am späten Nachmittag ein anderes Boot schließlich wieder zurück zur Copacabana.
Würde ich mich entscheiden müssen, bzw. würde mich ein Freund mit begrenzter Reisezeit nach einer Empfehlung fragen, so würde ich ganz klar die bolivische Seite mit der Copacabana und der Isla del Sol dem peruanischen Puno und den Floating Islands vorziehen!
Weiterreise nach La Paz
Nach drei Tagen an der Copacabana ging es weiter in die hochgelegene Großstadt La Paz. Skurrilster Streckenabschnitt war mit Abstand eine Seeüberschreitung im Bereich des südlichen Endes des Titicaca-Sees, die eine Breite von geschätzten 800 Metern aufweist. Brücke? Fehlanzeige! Wir mussten aussteigen und mit kleinen Booten die Seeenge passieren, dabei bot sich uns ein Anblick, bei dem dem Großteil unserer Mitreisenden, wie auch uns, die Kinnlade hinunterflog. Die Busse und Autos wurden auf kleine hölzerne Nussschalen verladen, die nur unwesentlich länger als die Fahrzeuge ausfielen. Navigiert wurde anfangs mit der Hand unter Zuhilfenahme eines ca. zehn Meter langen Pfostens, anschließend wurde offenbar ein kleiner dieselbetriebener Motor gestartet. Leider ist uns nicht bekannt, wie viele Busse auf diese Weiße bereits versenkt wurden.