Nach reichlichem Kaffeegenuss sowie einer Wanderung zu den „Lost-Waterfalls“ von Boquete beendeten wir unsere dreieinhalbwöchige Reise durch Panama. Doch bevor nun endlich Costa Rica am Programm steht, wollten wir erstmal schnurstracks in den Süden von Nicaragua.
A long way to Nicaragua!
Auf Google Maps mit „nur“ 780 Kilometern respektive elf Stunden beziffert, fällt die Strecke von Boquete (Panama) nach San Juan del Sur (Nicaragua) in der Realität zumindest zeittechnisch um ein vielfaches länger aus. Da Costa Rica zwischen den beiden Ländern liegt, kommt man bei einer Reise auf dem Landweg um zwei nervenaufreibende Grenzpassagen nicht herum.
Zudem gibt es keine direkte Busverbindung, was ein Umsteigen in San Jose, der Hauptstadt Costa Ricas, zur Notwenigkeit macht. Unser ursprünglicher Plan war es, früh morgens in Boquete zu starten, um anschließend in San José den Nachtbus nach Nicaragua zu erwischen. Jedoch hat das Busunternehmen den Nachtbus ausfallen lassen und somit sind wir spätabends in San Jose gestrandet und zu einer spontanen Zwangsübernachtung verdonnert worden.
Dafür ging es am nächsten Morgen ausgeschlafen weiter: Der Grenzübergang Penas Blancas, der Costa Rica und Nicaragua teilt, sorgte wieder für allerhand Aha-Erlebnisse. Bevor man sich den Ein- bzw. Ausreisestempel in den offiziellen Grenzgebäuden holen kann, muss man erstmal unzählige Angebote von netten Menschen ausschlagen, deren hauptsächliche Tagesbeschäftigung es ist, Touristen abzuzocken. Man bahnt sich einen Weg vorbei an herumschreienden Bettlern, die mit aufgeschnittenen Plastikkanistern kräftig klimpern, in der Hoffnung, dass noch irgendwer Restwährung loswerden möchte. Unterbrochen wird die Bettelei von penetranten Geldwechslern, bei denen man die Chance hat, den miesesten Umrechnungskurs seines Lebens zu ergattern und Verkäufern von allerhand nützlichen Dingen, die man unbedingt im Zuge einer Migration kaufen möchte – zum Beispiel sperrige Hängematten mit Holzverstrebungen.
Hat man es erstmal in den Grenzposten geschafft, geht das Chaos weiter. Man darf einen Dollar hier zahlen, damit man keine zwei Minuten später zwei Dollar da drüber zahlen darf. Für was denn eigentlich? Die Antwort kommt prompt: „No English!“
San Juan del Sur
San Juan del Sur ist ein ruhiges Fischerdörfchen, das an der Westküste Nicaraguas liegt. Neben vielen Einheimischen, die hier Urlaub machen, verirren sich vorrangig Surfer hierher, da sich in der Umgebung viele – teils einsame – Strände finden, die mit besonders rauen Pazifikwellen locken.
Hier drehen sich die Uhren auch wieder um ein Vielfaches langsamer und Gemütlichkeit steht am Tagesprogramm – zumindest von Montag bis Samstag, denn jeden Sonntag kippt das Örtchen in einen regelrechten Ausnahmezustand, der an amerikanische Spring Break-Eskapaden erinnert. Dieser allwöchentliche Ausnahmezustand hört auf den Namen „Sunday – Funday“ und ist weit über die Grenzen Nicaraguas hinaus bekannt.
Ansonsten sind die Aktivitäten, die sich in und rund um San Juan del Sur unternehmen lassen, eher begrenzt. Ein angrenzender Berg mit einer Jesus-Statue lädt zu einer kleinen Wanderung ein – von oben hat man eine tolle Aussicht und merkt rasch, dass der Ort tatsächlich so klein ist, wie er einem vorkommt.
Die anderen Tage haben wir mit Ausflügen zu benachbarten Stränden verbracht, die um einiges eindrucksvoller ausfielen, als der Strand direkt in San Juan del Sur.
Ometepe – große Vulkaninsel im riesigen Nicaraguasee
Den größten See Lateinamerikas – den Titicacasee, den sich die Länder Peru und Bolivien teilen – haben wir bereits relativ am Anfang unserer Weltreise besucht! Direkt dahinter, auf Platz 2 landet der Lago Nicaragua, dessen Länge immerhin noch der Strecke Wien – Linz gleichkommt.
Unser Ziel war die größte Insel Ometepe, auf der sich einige kleine Ortschaften ringsum zweier Vulkane – Concepción (1.700 m) und Maderas (1.394 m) – befinden. Ersterer ist derzeit aktiv und 2010 das letzte Mal ausgebrochen.
Hauptaktivität auf Ometepe ist es, zumindest einen der beiden Vulkane zu besteigen. Auch wir wollten unbedingt hoch hinaus, jedoch hat uns eine Erkältung einen Strich durch die 10 stündige Tour gemacht. Laut der Einheimischen ist der Aufstieg äußerst kräftezerrend, da man aufgrund der matschigen Wegbeschaffenheit fast durchgehend mit einer „2 Schritte vorwärts – 1 Schritt rückwärts“-Problematik zu kämpfen hat. Eindeutig nichts, was man mit laufender Nase, Husten und erhöhter Temperatur machen sollte!
Anstelle dessen haben wir uns am letzten Tag, an dem wir zudem bereits um einiges fitter waren, einen Scooter ausgeborgt und sind der zweiten Hauptaktivität auf Ometepe nachgekommen: Herumcruisen. Dass wir mit unserem B-Führerschein gar keine Motorräder mit 125 ccm und mehr fahren dürfen, interessiert hier übrigens niemanden: „No police, no problem!“
Und schon waren wir auf der Suche nach den coolsten Spots auf der Insel. Die Hauptroute führt rund um die beiden Vulkane, unter anderem quer über eine Flughafenlandebahn, auf der jedoch nur zweimal pro Woche Flugzeuge landen. In regelmäßigen Abständen heißt es runter vom Gas und ausweichen, denn überall auf der Insel laufen Kuh- und Ochsenherden frei herum.
Spätestens am Abend, wenn man feststellt, dass man eine dreistellige Kilometeranzahl zurückgelegt hat, merkt man, wie riesig diese Insel eigentlich ist.
Last but not least: Costa Rica
Nach diesem relativ kurzen Aufenthalt in Nicaragua geht’s nun auch schon in unser letztes Land in Zentralamerika: Costa Rica. Hier leisten uns in Kürze Tanja und Tini für drei Wochen Gesellschaft – quasi das Revival unserer letztjährigen Tour quer durch Norwegen.