Von der kleinen Wüsten-Oase Huacachina ging es weiter in die auf über 3400 Meter liegende Stadt Cusco, die vor allem als Ausgangspunkt für Touren zum Machu Picchu weltweit Bekanntheit erlangt hat. Durch den Zwischenstopp in Huacachina hat sich die Fahrtzeit in das inmitten der Anden befindliche Cusco von 22 Stunden auf 18 Stunden reduziert. Die Dauer kam also der Fahrzeit Wien – Amsterdam gleich, jedoch betrug die Entfernung gerade einmal 800 Kilometer. Ein Umstand der vor allem aus engen und teilweise schlechten Straßen und unzähligen Serpentinen über ein halbes Dutzend Gebirgspässe resultierte. Ein weiterer Unterschied zu europäischen Fernbusreisen ist, dass Busfahren in Südamerika am ehesten der ersten Klasse im Flugzeug gleichkommt. Riesige Ledersessel die zudem äußerst breit ausfallen und die Möglichkeit bieten, sie komplett zum „Cama“ (zu Deutsch: Bett) umlegen zu können. Zudem hat jeder Sitzplatz ein Display verbaut, auf dem Filme, Musik, Spiele, Internet & Co zur Verfügung stehen. Verhungern muss man ebenso nicht, da ein Steward neben Getränken auch Abendessen und Frühstück serviert.

Unsere Wahl fiel auf einen Nachtbus, eine gute Entscheidung wie sich herausstellte. Neben der eingesparten Nacht in einem Hostel gewöhnt man sich ziemlich rasch an das kurvenbedingte hin- und her Geschaukle und man verschläft den Großteil der Fahrtzeit.

Hochgelegenes Cusco

Die ersten 2 Tage waren ziemlich anstrengend, irgendwie merkt man die Höhe dann doch, zumal wir innerhalb der erwähnten 18-stündigen Busfahrt von 400 auf über 3400 Meter „aufgestiegen“ sind. Neben vielen Reisenden macht die Höhenkrankheit – hierzulande Soroche genannt – zu unserer Verwunderung auch der indigenen Bevölkerung Probleme, die im Gegensatz zu den Tibetern keine genetisch angepasste Atemfrequenz aufweist.

Cusco selbst ist eine wunderschöne Stadt und wir haben uns hier auf Anhieb viel wohler gefühlt als im hektischen Lima: von allen Seiten von Bergen umgeben, steil aufsteigende und im nächsten Moment wieder abfallende Straßenzüge die mich ein wenig an San Francisco erinnern, die gastfreundliche und offene Mentalität der einheimischen Bevölkerung – generell scheinen die Uhren hier (noch) gemächlicher zu ticken als in Lima.

Neben dem Hauptplatz mit seiner angrenzenden Kathedrale ist vor allem der lokale Markt – Mercado Central de San Pedro – sehr zu empfehlen. Neben frisch gepressten Säften in allen denkbaren Variationen, lässt sich hier ein großes Angebot an lokalen Speisen finden, die vorrangig von Einheimischen konsumiert werden, ein Umstand der sich vor allem im Preis niederschlägt: typisch peruanisch ist beispielsweise Lomo Saltado (angebratenes Rindfleisch mit Zwiebeln, Tomaten und Chilis vermischt mit Pommes und Reis als Beilagen) das man hier für umgerechnet 1,70 Euro bekommt.

Ebenso sind wir zu der auf dem angrenzenden Berg Sacsayhuaman (Eselsbrücke: sexy Woman) stehenden Christusstatue marschiert, von der man einen traumhaften Blick über ganz Cusco erhält. Die Statue selbst erinnert sehr stark an die jedermann bekannte Cristo Redentor Statue in Rio de Janeiro, wenngleich diese hier deutlich kleiner ausfällt.

Cuy, cuy!

Andere Länder, andere Sitten. Nachdem wir, im direkt am Meer gelegenen Lima, schon Ceviche gegessen haben, mussten wir im für Cuy bekannten Cusco einfach zuschlagen. Unter Cuy wird im deutschsprachigen Raum Meerschweinchen verstanden. Der Name Cuy resultiert wenig spektakulär daraus, dass das Gequicke der Tiere einem „cuy, cuy!“ gleichkommt. Hauptsächlich wird es in zwei Varianten angeboten: frittiert und im Ofen gegart – nach eingehender Recherche haben wir uns für die zweite Variante entschieden. Man bekommt das Cuy al horno – wir haben uns dazu entschlossen ihm keinen Namen zu geben – reichlich dekoriert mit allerhand Beilagen serviert. Dass es, wie in manchen Internetforen beschrieben, dem Geschmack von Hühnchen nahe kommt, würde ich nicht unterstreichen, es hat vielmehr einen sehr eigenwilligen Geschmack, welcher nicht zuletzt durch die hinzugefügten Gewürze schwer zu klassifizieren ist.

Machu Picchu

Die Sehenswürdigkeit in Peru schlechthin ist der Machu Picchu! Diese von den Inkas im 15. Jahrhundert erbaute Stadt wurde von der UNESCO 1983 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Erst vor etwas mehr als 100 Jahren wurde die Ruinenstadt wiederentdeckt und stellt seit 2007 eines der neuen sieben Weltwunder dar.

Viele Wege führen nach Rom, äh Aguas Calientes!

Bevor wir uns auf Entdeckungsreise begeben konnten, hieß es zuerst jedoch einmal hinkommen nach Aguas Calientes, dem kleinen abgeschiedenen Ort der unmittelbar am Fuße des Machu Picchus liegt. Aufgrund der umliegenden Steilhänge und des damit einhergehenden unwegsamen Geländes existiert keine Straßenverbindung zur Außenwelt. Der Ort Aguas Calientes ist lediglich per Zug erreichbar, wobei es von Cusco ausgehend nur einen Anbieter gibt: PeruRail. Wie allgemein bekannt führt die Konstellation von großer Nachfrage und begrenztem Angebot zu einer sehr eigenwilligen Preispolitik: für die in etwa vierstündige Fahrt werden für An- und Abfahrt um die 140 USD (in der billigsten Kategorie) fällig. Eine weitere Möglichkeit wäre von Cusco mit dem Bus nach Ollantaytambo zu fahren und von dort den Zug nach Aguas Calientes zu nehmen. Zwar gibt es ab hier einen zweiten Anbieter – Inca-Rail – richtig günstig ist aber auch diese Variante nicht, vor allem wenn man den zusätzlichen Zeit- und Nervenaufwand berücksichtigt.

Wir haben uns für die umständlichste, aber definitiv günstigste Variante entschieden. Mit einem kleinen Bus zum „Hintereingang“ von Aguas Calientes: über Ollantaytambo, Santa Maria und Santa Teresa erreicht man nach sieben stündiger Horrorbusfahrt Hidroelectrica, ein Wasserkraftwerk inmitten im Nirgendwo. Von dort ist es anschließend noch ein dreistündiger Fußmarsch durch den tiefsten Dschungel, immer entlang der Zuggleise, inklusive Überschreitung einer Zugbrücke und Durchqueren von zwei Tunneln entlang der Strecke. Inzwischen hat sich diese kostengünstige Variante der Anreise innerhalb der Backpacker-Szene jedoch herumgesprochen und so sind die Züge durch permanentes Hupen schon von weitem zu hören. Kostengünstig bedeutet 75 Soles (umgerechnet ca. 20 Euro) für Hin- und Rückfahrt!

Horrorbusfahrt? Horrorbusfahrt! Immer wieder liest man in den Medien von schweren Unfällen in Südamerika. Bereits nach etwa 30 Minuten kam unser Kleinbus in einen Stau. Grund war – wie könnte es anders sein – ein überschlagenes Auto im Straßengraben, ein Umstand der nicht gerade zu unserer Beruhigung beigetragen hat. Bei der Hinfahrt hielt unser Busfahrer zwischenzeitlich an, um eine Kerze in einer kleinen Kapelle zu entzünden, im späteren Streckenverlauf wurde uns auch klar warum. Es ging über einige Gebirgspässe – wovon der höchste auf über 4.300 Meter lag – auf teils unbefestigten Schotterpisten mit einer unzählbaren Anzahl an Schlaglöchern in Richtung Hidroelectrica. Der Streckenverlauf führte auf der einen Seite stets einen steil abfallenden Abhang mit sich, wobei Leitplanken hier offensichtlich noch nicht erfunden worden sind. Brücken waren oftmals ebenso Mangelware, wodurch die Kleinbusse den direkten Weg durchs Wasser auf die andere Seite wählen. Irgendwie haben wir es aber dann doch geschafft und der 11 Kilometer lange Marsch von Hidroelectrica nach Aguas Calientes bot genügend Zeit, um die Strapazen der Busfahrt zu vergessen.

Gipfelsturm!

Wir haben uns im Vorfeld für die Ticketvariante Machu Picchu + Machu Picchu Mountain entschieden, wobei wir unsere Tickets für den früheren Slot gebucht haben. Das hieß vor allem früh aufstehen: Tagwache um 4 Uhr morgens, Aufbruch vom Hostel, nach einem kurzen Frühstück, um 4:45 Uhr. Um die vor allem für „Schönwetter-Touristen“ angebotenen Shuttlebusse, von Aguas Calientes hinauf zum Eingang des Machu Picchu Geländes, haben wir gekonnt einen Bogen gemacht und haben mit Stirnlampen bewaffnet, die 8 Kilometer lange Strecke, auf direktem Wege bewältigt. Überpünktlich erreichten wir den Eingang zum Machu Picchu Mountain um 7 Uhr. Hier wird genau Buch geführt, mit Check-In und Check-Out-Vermerken jedes Wanderers, damit abends keiner am Berg vergessen wird. Eine weitere gute Stunde später erreichten wir den Gipfel des Machu Picchu Mountains (3061m), zu diesem Zeitpunkt haben wir ca. 1200 positive Höhenmeter zurückgelegt.

Inmitten einer traumhaften Bergkulisse wurde ein zweites Mal gefrühstückt und allerhand obligatorischer Fotos gemacht. Den restlichen Tag verbrachten wir anschließend mit einer Führung durch die Ruinen. Direkt beim Eingang gibt es dutzende Guides, die sowohl private Einzelführungen als auch Gruppenführungen anbieten. Nachdem sich keine anderen Teilnehmer für eine englischsprachig geführte Gruppe finden ließen, bekamen wir mit ein wenig Überzeugungsarbeit eine private Führung zum eigentlichen Gruppentarif. Ja, es kann auch Vorteile haben, dass hier fast alle ausschließlich des Spanischen mächtig sind.

Auch hier werde ich euch nicht mit geschichtlichen Details zuschreiben, zumal diese jeder bei Wikipedia nachlesen kann. Es sei nur festgehalten, dass der Machu Picchu zu Recht als Weltkulturerbe geführt wird. Wahnsinnig interessant, wie dazu Mals schon in teils zweistöckigen Gebäuden gewohnt wurde, die Trassen, die zum einen der Stabilität dienten und zum anderen für den Anbau von Lebensmitteln genutzt wurden, das durchdachte System, das Wasser von den Quellen in Kanälen durch die ganze Stadt leitete, die verschiedenen Tempel, die Schulen – man muss es unbedingt selbst gesehen haben!

Die Abendgestaltung fiel nach 22 Kilometern Tagesmarsch mit 1200Hm Auf- und 1200Hm Abstieg verständlicherweise rudimentär aus, auch in Anbetracht am nächsten Tag die Gleise zurück nach Hidroelectrica marschieren zu müssen und die Horrorbusfahrt mit umgekehrten Streckenverlauf über sich ergehen lassen zu müssen.

Neuer Tag, neuer Berg!

Inzwischen sind wir wieder in Cusco angekommen. Von hier starten wir morgen zur nächsten – diesmal geführten – Bergtour, die uns sogar auf über 5.000 Meter bringen wird, aber das ist – ihr ahnt es schon – eine zukünftige Geschichte!